Ich wollte eigentlich nur kurz mal schauen, ob Rise of Industry 2 nach Teil 1 inzwischen mehr kann als „Straße bauen und warten“. Drei Stunden später hatte ich vier Lieferketten, einen halben Wald abgeholzt und war völlig in die Mikroökonomie eines fiktiven Käsemarkts versunken. Willkommen zurück in der Welt der Produktionsketten, Transportprobleme und Preisschwankungen. Dieses Spiel weiß genau, was es ist – und richtet sich an Leute, die gerne zehn Minuten über die perfekte LKW-Route nachdenken, bevor sie überhaupt ein einziges Feld pflanzen.
Einstieg – Simpel gedacht, komplex gemacht
Auf den ersten Blick wirkt Rise of Industry 2 erstaunlich zugänglich. Das UI ist aufgeräumt, die Menüs sind nicht völlig überladen, und die ersten Bauaktionen sind recht intuitiv. Man startet mit ein paar Basics: Holz, Wasser, Weizen – der klassische Einstieg in die Versorgungsindustrie. Wer den ersten Teil gespielt hat, wird sich sofort zurechtfinden. Und alle anderen? Müssen halt ein bisschen rumprobieren. Das Spiel wirft dir zwar ein paar Tooltips hin, aber vieles versteht man erst, wenn man’s einmal falsch gemacht hat.
Das Tutorial wird von einigen Spielern als hilfreich, aber nicht ausreichend empfunden. Einige Nutzer berichten, dass sie nach dem Tutorial unsicher waren, wie sie bestimmte Probleme im Spiel lösen sollten. Dies kann insbesondere für Neueinsteiger eine Herausforderung darstellen.

Aufbau, Logistik und kleine Desaster mit Ansage
Das Herzstück des Spiels bleibt die Produktionskette. Und die ist in Rise of Industry 2 erfreulich vielseitig. Man baut Rohstoffe ab, verarbeitet sie in Fabriken weiter, liefert sie zu Zwischenlagern oder direkt an Städte, wo Nachfrage generiert wird. Das Ganze funktioniert auf mehreren Ebenen – und genau das macht’s spannend.
Das Transport- und Logistiksystem wurde überarbeitet und wirkt durchdachter als im Vorgänger. Es gibt keine manuelle Straßenplatzierung mehr – man arbeitet mit festgelegten Korridoren, die weniger Frust verursachen, aber auch weniger Freiheit bieten. Fahrzeuge organisieren sich automatisch, was angenehm ist – zumindest so lange, bis deine Konvois aneinander vorbeistauen und der ganze Ablauf implodiert, weil irgendwer vergessen hat, ein Lagerhaus zu bauen. Kurz: Es läuft gut, bis es schiefgeht. Und wenn es schiefgeht, weißt du nie sofort, warum.
Einige Spieler berichten von Problemen mit der Fahrzeug-KI und der Notwendigkeit, ständig manuell einzugreifen. Dies kann den Spielfluss unterbrechen und erfordert zusätzliche Aufmerksamkeit.

Atmosphäre – schön clean, aber ohne echten Charakter
Optisch macht Rise of Industry 2 wenig falsch, aber auch nichts spektakulär richtig. Der Stil ist reduziert, fast schon klinisch – was für Wirtschaftssims eigentlich passt. Alles ist klar erkennbar, nichts lenkt ab, und selbst bei größeren Städten bleibt die Übersicht erhalten. Die isometrische Darstellung mit ihrer klaren Farbpalette wirkt modern, aber kühl. Man fühlt sich selten emotional mit seiner Welt verbunden. Es ist eher: „Ah, da ist mein Schweinezuchtkomplex“, nicht: „Wow, was für ein stolzes Wirtschaftsimperium.“
Einige Reviews loben die saubere Grafik und die klare Darstellung der Produktionsketten. Allerdings wird auch angemerkt, dass das Spiel visuell wenig Abwechslung bietet und die Atmosphäre dadurch etwas steril wirkt.
Sound ist da, aber funktional. Die Musik dudelt angenehm vor sich hin, die Effekte ploppen wie erwartet. Es gibt keine echten akustischen Highlights, aber immerhin nervt nichts.

Allein, gegeneinander oder gar nicht?
Aktuell ist Rise of Industry 2 ein reinrassiges Singleplayer-Spiel. Multiplayer? Fehlanzeige. Das ist schade, weil ein Koop-Modus oder ein Wirtschaftskrieg gegen Freunde extrem viel Potenzial hätte oder sagen wir: Chaos mit Ansage. Auch KI-Konkurrenz spielt kaum eine Rolle. Es gibt Firmen, aber die sind oft mehr Kulisse als echte Gegner.
Einige Spieler äußern den Wunsch nach einem Multiplayer-Modus oder einer stärkeren KI-Konkurrenz, um das Spiel langfristig interessant zu halten. Derzeit fehlt es an echten Herausforderungen durch andere Unternehmen.
Wer also Interaktion sucht, wird hier nicht viel finden. Das Spiel richtet sich klar an Leute, die gerne in Ruhe planen, bauen und optimieren ohne dass ständig jemand dazwischenfunkt.

Technik läuft, aber manchmal ein bisschen träge
Technisch gibt’s wenig zu meckern. Rise of Industry 2 läuft stabil, Abstürze oder große Bugs sind mir nicht untergekommen. Was manchmal auffällt, ist die leicht träger werdende Performance in späteren Spielphasen, wenn sehr viele Produktionsketten gleichzeitig arbeiten. Auch die Fahrzeug-KI ist nicht immer clever, vor allem bei komplexeren Netzwerken.
Einige Nutzer berichten von Bugs, insbesondere im Zusammenhang mit Verträgen und der Fahrzeug-KI. Diese Probleme können den Spielfluss stören und erfordern gelegentliches Nachjustieren.
Die Menüs funktionieren größtenteils gut, auch wenn man sich manchmal fragt, warum bestimmte Infos zwei Klicks entfernt sind, obwohl man sie ständig braucht. Die Übersicht über Lieferketten ist solide, aber mit Optimierungspotenzial. Gerade bei großen Produktionen hätte ein bisschen mehr Visualisierung geholfen.

Wirtschaftssim für Nerds, nicht fürs Sofa
Rise of Industry 2 macht vieles richtig. Es ist klarer und moderner als sein Vorgänger, bleibt aber der Kernidee treu: baue Dinge, verarbeite sie, liefere sie effizient irgendwo hin. Wer Wirtschaftsspiele mag, wird sich hier wohlfühlen. Es ist weniger Sandbox als viele Konkurrenten, aber dafür strukturierter.