Manchmal braucht es keine epischen Drachen oder fotorealistische Grafikbomben, um gute Laune zu machen – manchmal reichen ein paar knuffige Figürchen, ein entspannter Soundtrack und das befriedigende Gefühl, wenn eine Stadt wächst, weil man selbst Hand angelegt hat. Genau das bietet die Neuauflage von A World of Keflings, entwickelt von NinjaBee und veröffentlicht von Jochumskull, dem Publisher, den kaum jemand auf dem Schirm hat – aber der hier ganz still und heimlich was richtig Charmantes raushaut. Die Neuauflage soll im Laufe von 2025 für PC auf Steam erscheinen und ist ein Port des ursprünglichen Xbox-360-Spiels von 2010.
Eine Demo ist im Rahmen des Steam Next Fest bereits spielbar – und genau die habe ich mir geschnappt. Ob das Aufbauspiel nach all den Jahren noch zündet oder einfach nur ein müder Nostalgie-Versuch ist, klären wir jetzt. Soviel vorweg: Ich hätte fast vergessen, wie gut es sich anfühlt, einen Holzfäller zu kommandieren.
Bauen wie ein Boss – nur mit mehr Chill
Die Demo wirft dich direkt rein ins Geschehen, ohne großes Blabla oder stundenlange Tutorials. Du steuerst deinen übergroßen Avatar durch eine putzige Welt voller winziger Keflings, die aussehen wie eine Mischung aus Minions und Lego-Figuren mit Mittelalterflair. Deine Aufgabe: Ressourcen sammeln, Gebäude errichten, Produktionsketten aufbauen – aber bitte schön gemütlich. Stress ist hier verboten, Timer gibt es nicht, und selbst wenn du mal zehn Minuten lang nur Holz von A nach B schleppst, fühlt sich das irgendwie… gut an.

Das Besondere ist: Du bist hier kein Gott im Himmel oder anonymer Städteplaner, sondern mittendrin. Dein Avatar packt mit an, trägt Bretter, schubst Keflings in ihre Jobs und ist das personifizierte Multitool der Stadtentwicklung. Nach ein paar Minuten hat man den Flow raus, sortiert Arbeiter zu und freut sich, wenn das erste kleine Dorf langsam Form annimmt. Und obwohl es sich im Kern wie ein Aufbauspiel spielt, ist die Stimmung so entspannt und freundlich, dass man fast vergisst, dass man gerade eigentlich Wirtschaftskreisläufe optimiert.
Teamwork statt Turbo – der Multiplayer macht Laune
Wer lieber gemeinsam statt einsam Städte aus dem Boden stampft, kann in der Neuauflage ordentlich loslegen. Bis zu acht Spieler dürfen gleichzeitig online ran, was für ein Spiel dieser Größenordnung ziemlich ordentlich ist. In der Demo konnte ich zwar nur mit einem Freund losziehen, aber schon das hat gezeigt: Der Koop-Modus funktioniert nicht nur technisch einwandfrei, sondern fühlt sich auch spielerisch richtig gut an. Man teilt sich Aufgaben, schubst sich gegenseitig auf Ideen und lacht, wenn der andere versehentlich den Holzfäller zum Steinbruch schickt.

Was fehlt – zumindest aktuell – ist ein lokaler Couch-Koop. Schade eigentlich, denn das Spiel hätte Potenzial für genau solche Abende auf der Couch mit Snacks und lockeren Kommentaren à la Warum steht die Werkstatt jetzt mitten im Wald. Aber gut, man kann nicht alles haben. Dafür läuft die Demo auf dem PC butterweich, lädt schnell und kommt mit hübscheren Texturen daher als das Original. Klar, es ist kein grafisches Highlight – aber es sieht besser aus, fühlt sich flüssiger an und läuft auf jedem Toaster. Das reicht.
Zucker fürs Ohr und Balsam für die Laune
A World of Keflings macht nicht nur spielerisch Laune, sondern trifft auch atmosphärisch genau ins Herz aller, die einfach mal abschalten wollen. Der Soundtrack dudelt angenehm im Hintergrund, irgendwo zwischen Fantasy-Flöte und Akustik-Entspannung – ohne je nervig zu werden. Das ist Musik, bei der man aus Versehen eine Stunde durchbaut, ohne es zu merken. Auch die Keflings selbst tragen zur Stimmung bei: Sie murmeln unverständliche Mini-Sätze, gestikulieren wild und wuseln fröhlich durch die Gegend wie eine Mischung aus Kindergarten auf Zuckerschock und Mittelalter-WG.

Was mir besonders gefallen hat: Das Spiel nimmt sich selbst nie zu ernst. Es ist charmant, bunt, etwas schräg – und genau deshalb funktioniert es so gut. Selbst wenn man gerade nichts Effektives tut, fühlt sich alles irgendwie positiv an. Kein Druck, keine Katastrophen, kein Game Over. Einfach du, ein paar Rohstoffe und eine Horde knuffiger Helfer. Man merkt, dass NinjaBee sein Handwerk versteht, wenn es darum geht, eine Welt zu bauen, in der man einfach gern Zeit verbringt.
Mehr als Nostalgie – das hat noch richtig Pfeffer
Nach ein paar Stunden in der Demo war mir klar: Das hier ist kein müder Aufguss von 2010, sondern eine kleine, liebevoll aufgepeppte Zeitmaschine, die genau das richtige Maß an Oldschool-Charme mit neuen Features verbindet. Klar, man darf keine Revolution erwarten – A World of Keflings bleibt seinem gemütlichen Fundament treu. Aber gerade das ist seine Stärke. Es ist ein Spiel, das nicht versucht, dich mit 200 Skilltrees oder Echtzeitpolitik zu erschlagen, sondern dich einfach machen lässt.


Die überarbeitete Optik, die saubere Steuerung und der erweiterte Multiplayer machen die Neuauflage zur besten Version des Spiels – und das sage ich nicht nur aus Nostalgie heraus. Ich habe mich erwischt, wie ich zum dritten Mal meine Stadt neu aufgebaut habe, nur weil ich es noch hübscher und effizienter machen wollte. Das spricht für ein Spielprinzip, das auch heute noch funktioniert. Wer also auf entspannte Aufbaukost mit Herz steht und dabei gerne mit Freunden loslegt, sollte sich den Release im Auge behalten. Ich jedenfalls habe jetzt schon wieder Bock auf mein nächstes Königreich.