Also gut, wer schon immer mal davon geträumt hat, sich mit rostigen Toastern, halb funktionierenden Camcordern und fragwürdigen Uhren eine goldene Nase zu verdienen, der kann diesen Traum jetzt digital leben. Pawnbroker Simulator heißt das gute Stück und stammt vom Entwicklerstudio Next Sky Games, veröffentlicht von Ultimate Games SA. Die Demo ist am 9. Juni 2025 für den PC auf Steam erschienen – von einer Konsolenfassung fehlt aktuell noch jede Spur, aber hey, vielleicht kommt da ja noch was.
Statt Kugelhagel oder Bossfights geht’s hier ums Feilschen, Bewerten und möglichst lukrative Deals mit skurrilen Kunden. Klingt langweilig? Keineswegs. Denn was die Demo hier schon zeigt, ist erstaunlich detailverliebt – mit einem überraschend motivierenden Gameplay-Loop, der irgendwo zwischen Second-Hand-Wahnsinn und Wirtschaftssim seinen Platz findet.
Ramsch mit System
Der Einstieg in deinen eigenen kleinen Pfandladen ist überraschend gemütlich. Keine hektischen Menüs, keine drölfzig Tutorials – stattdessen bekommst du ein Tablet in die Hand gedrückt, mietest dir einen leeren Schuppen und fängst einfach an. Die ersten Möbel? Online bestellt. Die erste Glühbirne? Selbst eingeschraubt. Und ja, das klingt nach Arbeit, aber genau das macht den Charme aus.


Es fühlt sich an wie der IKEA-Run am Wochenende – nur dass du danach nicht pleite bist, sondern Geld verdienst. Alles, was du im Laden platzierst, hat Auswirkungen auf dein Geschäft: Ob Schaufensterpuppe, Poster oder staubige Regale – das Design beeinflusst, wie viele Kunden vorbeischauen und wie sehr sie dir vertrauen. Und genau da liegt schon der erste Suchtfaktor begraben: Du willst mehr Leute, mehr Umsatz, mehr… alles.
Verhandeln bis der Taschenrechner glüht
Der wahre Kern des Spiels liegt aber nicht im Dekorieren, sondern im feilschen. Kunden kommen mit den schrägsten Gegenständen rein – von Funkgeräten bis zu halblebigen Mikrowellen – und wollen natürlich den besten Preis. Und hier wird’s spannend. Du musst den Zustand der Objekte prüfen, ihre Echtheit bewerten und dann einen Preis raushauen, der dich nicht wie einen Neuling aussehen lässt.


Die Verhandlungsmechanik nutzt einen schicken kleinen Slider, bei dem du den Sweet Spot zwischen Gewinn und Kundenwut treffen musst. Dazu gibt’s Persönlichkeitsmerkmale der Kunden, die beeinflussen, wie viel Spielraum du beim Preis hast. Manche sind knallhart, andere lassen sich mit ein bisschen Charme über den Tisch ziehen. Und das macht Laune. Es ist fast schon ein Minispiel für sich, bei dem jeder erfolgreiche Deal kleine Glücksgefühle auslöst – und jeder miese Ankauf dich fluchen lässt wie nach einem verkackten Bossfight.
Schöner scheitern im Alltag des Pfandleihers
Was man der Demo echt lassen muss: Sie schafft es, diesen Alltag als Pfandleiher glaubwürdig rüberzubringen – und das meine ich ganz ohne Ironie. Es geht hier nicht um große Dramen, sondern um diese kleinen, fast banalen Entscheidungen, die dir den Laden entweder am Laufen halten oder komplett versenken. Strom nicht bezahlt? Zack, alles dunkel. Schaufenster vollgestellt mit Ramsch, den nicht mal Oma Elfriede anschauen würde? Dann bleibt halt die Kundschaft weg.


Und genau das macht’s irgendwie geil. Du verbockst Dinge, lernst draus, versuchst es nochmal – und plötzlich läuft’s. Nicht perfekt, klar. Die Demo hat noch ein paar Macken: Menüführung ist manchmal zäh, ein paar Bugs schleichen sich ein, aber das gehört irgendwie dazu. Es fühlt sich nicht nach Hochglanzprodukt an, sondern nach einem Spiel, das noch lebt und sich bewegt. Und das ist heutzutage mehr wert, als man denkt.
Zwischen Sperrmüll und Suchtspirale
Nach ein paar Stunden in der Demo war klar: Das Ding hat mich. Nicht mit fetter Action oder bombastischer Grafik, sondern mit genau diesem Gefühl, dass man nach jedem Deal denkt – einen schaff ich noch. Nur noch ein Kunde. Nur noch ein bisschen umstellen. Vielleicht doch noch ein besseres Angebot beim Tablet reinholen. Und plötzlich ist es drei Uhr nachts und du kennst den Wiederverkaufswert von vergilbten Gitarren auswendig.
Pawnbroker Simulator kratzt genau an dieser Stelle im Hirn, wo Belohnungssysteme andocken. Und obwohl’s noch ein paar Ecken hat und die große Langzeitmotivation erst die Vollversion zeigen muss, liefert die Demo jetzt schon eine solide Grundlage. Wer Wirtschaftssims mag, aber mal was anderes als Bäckerei- oder Tankstellen-Management zocken will, ist hier goldrichtig. Oder zumindest blechrichtig. Aber mit Glanz.