OFF ist zurück. Entwickelt vom französischen Künstler Mortis Ghost und neu veröffentlicht von Unproductive Fun Time hat das Remaster des legendären Indie RPGs am 15. August 2025 sein zweites Leben begonnen. Die Neuauflage ist auf Nintendo Switch und PC via Steam erhältlich und bringt damit eine neue Generation in den Wahnsinn dieser bizarren Pixelwelt. Wer beim Namen OFF nur an die Fernbedienung denkt wird hier eines Besseren belehrt denn dieses Spiel schaltet nicht ab sondern reißt dich in eine fremde Realität in der nichts so ist wie es scheint. Schon das Original von 2008 wurde mit RPG Maker 2003 gebaut und wirkte damals wie ein Fiebertraum zwischen Kunstprojekt und albtraumhaftem Abenteuer.
- Ein Kater mit Zigarre und ein Typ mit Baseballschläger
- Rundenbasiert mit Rätseln im Kopf
- Willkommen in Zone Null bitte lassen Sie Ihre Logik draußen
- Wenn der Soundtrack dein Unterbewusstsein massiert
- Mehr OFF für alle die es verkraften
- Die Story ist wie ein Spiegel den man nicht versteht
- Fazit – Zwischen Faszination und Verwirrung
Das Remaster bringt verbesserte Visuals eine modernisierte UI und neue musikalische Untermalung mit sich bleibt aber seiner DNA treu. Die Welt ist weiterhin in Zonen unterteilt voll mit geisterhaften Wesen, surrealen Dialogen und einem Gameplay das sich irgendwo zwischen minimalistischer Rundenstrategie und psychologischem Abenteuer einordnet. Für mich fühlt sich OFF wie eine Mischung aus Earthbound und Chrono Trigger an allerdings als ob diese beiden Klassiker durch einen kaputten VHS-Rekorder gezogen wurden. Und das meine ich im besten Sinne. Gerade durch seine ungeschliffene und bewusst seltsame Art entfaltet OFF eine Sogwirkung der man sich schwer entziehen kann.
Ein Kater mit Zigarre und ein Typ mit Baseballschläger
Das Herzstück von OFF ist seine absurde Welt und die Charaktere die sie bewohnen. Du spielst The Batter einen stoischen Typen in Baseballuniform der sich auf eine heilige Mission begibt um die Welt zu reinigen. Warum genau und wovon eigentlich das sagt dir keiner so richtig. Doch du bekommst schnell Unterstützung von The Judge einem sprechenden Kater mit Zigarre im Maul der mehr Fragen aufwirft als beantwortet. Die Dialoge sind herrlich schräg oft doppeldeutig und wirken wie aus einem David Lynch Film auf Speed. Und trotzdem hat alles irgendwo Sinn wenn man sich darauf einlässt.

OFF zieht dich nicht mit Bombast oder überladener Lore in seinen Bann sondern mit einem Gefühl von stetiger Verunsicherung. Jede Figur scheint mehr zu wissen als du jede Zone hat eigene Regeln und die Story entwickelt sich in eine Richtung die man kaum vorhersagen kann. Und genau das macht es so faszinierend. Du fühlst dich nicht wie ein Held der eine Welt rettet sondern wie ein Fremdkörper der etwas entfesselt das er selbst nicht versteht. Diese Atmosphäre ist auch im Remaster voll erhalten geblieben vielleicht sogar noch intensiver durch die verbesserte Präsentation und kleinere neue Szenen die geschickt eingefügt wurden.
Rundenbasiert mit Rätseln im Kopf
Das Gameplay von OFF wirkt auf den ersten Blick simpel aber genau darin liegt sein Trick. Du bewegst dich durch eine topdownartige Welt löst kleinere Rätsel und kämpfst in klassischen rundenbasierten Gefechten gegen groteske Gegner die aussehen als hätte jemand Cronenberg ein Etch A Sketch in die Hand gedrückt. Das Kampfsystem erinnert dabei stark an alte JRPGs wie Chrono Trigger oder Final Fantasy VI nur eben in seltsam. Du hast Angriff Verteidigung Spezialfähigkeiten und Statuswerte aber es fühlt sich trotzdem nie wie Routine an.

Im Remaster wurde das Menü deutlich überarbeitet die Anzeige ist klarer lesbar die Angriffe wirken knackiger und der Spielfluss ist geschmeidiger. Auch die Balance wurde angepasst sodass Gegner nicht mehr ganz so gnadenlos zuschlagen wie in der Originalversion. Trotzdem bleibt OFF ein Spiel das dich im Kampf nicht mit der Brechstange sondern mit psychologischem Druck herausfordert. Du wirst nicht sterben weil du einen Fehler machst sondern weil du glaubst dass du die Regeln verstanden hast und dann merkt das Spiel dass du dich zu sicher fühlst. Und genau dann gibt es dir einen freundlichen Schlag in die Magengrube.
Willkommen in Zone Null bitte lassen Sie Ihre Logik draußen
Die Welt von OFF ist in mehrere Zonen unterteilt jede mit eigenem Look eigenem Regelwerk und ganz eigenen Albträumen. Zone Null ist dein Einstiegspunkt ein Ort der gleichzeitig tot und lebendig wirkt. Von dort aus arbeitest du dich durch Zone Eins bis Drei triffst auf merkwürdige NPCs löst seltsam kryptische Aufgaben und säuberst das Land von sogenannten Specters. Was genau diese Geisterwesen sind bleibt ebenso schwammig wie die Moral hinter deinem Tun. Du bekommst Befehle ausführlich erklärt werden sie dir aber nicht. Und genau das ist das perfide an OFF. Es gibt dir Kontrolle aber nie Gewissheit.


Jede Zone fühlt sich einzigartig an sowohl optisch als auch atmosphärisch. Im Remaster wurde das visuelle Design dezent modernisiert mit neuen Animationen besseren Kontrasten und mehr Details in den Hintergründen. Dennoch bleibt die pixelige Rohheit erhalten die OFF so markant macht. Statt Eye Candy bekommst du bewusst limitierte Gestaltung die deinen Fokus auf das richtet was wirklich zählt nämlich das seltsame Gefühl das dich nie ganz loslässt. Dieses Spiel sieht nicht gut aus im klassischen Sinne aber es sieht genau so aus wie es soll. Es fühlt sich an wie ein Traum den man nicht ganz versteht und auch nicht vergessen kann.
Wenn der Soundtrack dein Unterbewusstsein massiert
Der Original Soundtrack von OFF war ein hypnotisches Monster aus Störgeräuschen und schrägen Loops der sich tief in die Gehirnwindungen gegraben hat. Leider konnte dieser im Remaster aus rechtlichen Gründen nicht übernommen werden doch die neue musikalische Untermalung liefert dafür eine eigene Note ab die sich nicht zu verstecken braucht. Komponiert wurde der neue Score unter anderem von Toby Fox und Morusque und obwohl das eine riskante Entscheidung war ist das Ergebnis erstaunlich stimmig.

Die Tracks sind mal atmosphärisch ruhig mal völlig neben der Spur und schaffen es das Gefühl von OFF nicht einfach zu kopieren sondern weiterzuentwickeln. In den Kämpfen pumpt der Bass mit nervöser Energie während du in ruhigeren Momenten von fast meditativen Klangflächen eingelullt wirst. Und manchmal bricht einfach alles zusammen und es knackt und flackert in deinen Ohren wie ein verstimmtes Radio auf Acid. Der neue Soundtrack ist nicht einfach nur Ersatz sondern Interpretation und obwohl ich das Original liebe muss ich sagen dass der neue Ton genauso funktioniert nur auf andere Weise. Er trägt die surreale Stimmung wie ein gut sitzender Mantel und lässt dich noch tiefer in diesen verstörenden Kosmos eintauchen.
Mehr OFF für alle die es verkraften
Das Remaster von OFF liefert nicht nur optische und akustische Verbesserungen sondern auch handfeste neue Inhalte für alle die das Original schon kennen oder einfach mehr Leidensfreude wollen. Insgesamt wurden sieben geheime Bosskämpfe eingebaut die du nur findest wenn du wirklich alles absuchst und dich nicht vom Spiel austricksen lässt. Diese Kämpfe sind teils knüppelhart teils verstörend designt aber nie langweilig. Manche von ihnen liefern sogar neue Infos zur Welt von OFF wenn auch eher kryptisch als erklärend.

Neben diesen neuen Bossen gibt es auch kleinere Erweiterungen in Dialogen sowie zusätzliche kleine Events die den Flow leicht verändern ohne den Geist des Spiels zu verwässern. Was mir besonders gefallen hat ist dass der Remaster nicht versucht hat OFF zu glätten oder zu modernisieren sondern die scharfen Kanten liebevoll poliert hat ohne sie zu entfernen. Es ist immer noch ein Spiel das dich verwirrt frustriert und emotional kalt erwischt aber jetzt eben mit ein bisschen mehr Fleisch auf den Knochen. Für Kenner gibt es genug Gründe nochmal einzutauchen und für Neulinge ist das hier definitiv die Version die man spielen sollte.
Die Story ist wie ein Spiegel den man nicht versteht
OFF erzählt dir nicht direkt was es dir sagen will und genau das macht die Story so stark. Du spielst einen Charakter der angeblich die Welt reinigen soll aber schon nach kurzer Zeit merkst du dass hier irgendetwas nicht stimmt. Die Bewohner reden in Rätseln dein Begleiter The Judge scheint mehr zu wissen als er zugibt und mit jeder Zone wird klarer dass du vielleicht gar nicht der Gute bist. Oder vielleicht doch. Oder beides. Die Story funktioniert nicht nach den üblichen Regeln von Held trifft Bösewicht rettet Welt sondern eher wie ein Gedicht das sich weigert dir seine Bedeutung zu erklären.


Gerade das macht OFF so faszinierend. Es lädt zum Interpretieren ein ohne dich in eine bestimmte Richtung zu drängen. Du kannst darin eine Metapher für psychische Erkrankungen sehen oder eine Kritik an Autorität oder auch einfach nur ein seltsames Märchen mit bitterem Nachgeschmack. Das Remaster hat hier nichts verändert und das ist gut so. Es gibt keine neuen Cutscenes keine zusätzlichen Erklärungen keine künstliche Klarheit. Nur die Welt die du erkundest und die Entscheidungen die du triffst. Und wenn du am Ende vor der letzten Entscheidung stehst fragst du dich nicht ob du richtig gehandelt hast sondern ob du überhaupt verstanden hast worum es wirklich ging.
Fazit – Zwischen Faszination und Verwirrung
OFF ist kein Spiel das dich freundlich an die Hand nimmt sondern eins das dir einen Zettel mit seltsamen Symbolen in die Hand drückt und dich dann in einen dunklen Raum schubst. Und das Remaster bleibt diesem Prinzip treu. Es ist ein hervorragend gemachtes Update das die Essenz des Originals nicht nur bewahrt sondern sie sogar noch besser zur Geltung bringt. Die neuen Inhalte sind durchdacht die visuelle Auffrischung ist dezent aber effektiv und der neue Soundtrack verpasst dem Spiel eine moderne Identität ohne seinen Charakter zu verlieren.
Wer OFF damals schon gefeiert hat bekommt hier das definitive Erlebnis. Und wer es noch nie gespielt hat bekommt jetzt die perfekte Gelegenheit ein echtes Stück Indie-Geschichte nachzuholen. Klar das Gameplay ist nicht für jeden und wer auf geradlinige Erzählung steht wird hier eher wahnsinnig als begeistert. Aber genau das macht OFF aus. Es ist schräg unbequem und irgendwie genial. Und es erinnert daran dass Videospiele mehr sein können als Mechanik und Grafik sie können verstören hinterfragen und lange nachhallen. Und das schafft OFF immer noch verdammt gut.