Rift of the NecroDancer ist nicht einfach nur der Nachfolger eines Kultspiels, es ist ein musikalischer Schlag in die Magengrube der Gewohnheit. Entwickelt wurde das Ganze von Brace Yourself Games in Zusammenarbeit mit Tic Toc Games. Als Publisher steht Klei Entertainment dahinter, bekannt für schräge und kreative Titel wie Dont Starve.
- Wenn der Beat dich prügelt statt trägt
- Musik mit Monsterbeilage – der Soundtrack hat richtig Wumms
- Zwischen Yoga und Bosskampf – der Storymodus tanzt aus der Reihe
- Drei Spuren, viel Frust, noch mehr Sucht
- Schöner scheitern – Technik, Steuerung und die Sache mit der Switch
- Mehr Songs, mehr Wahnsinn, mehr Motivation
- Fazit zu Rift of the NecroDancer – Der Beat kennt kein Erbarmen
Das Spiel erschien am 5. Februar 2025 für den PC und am 27. März 2025 für Nintendo Switch. Und ich sag es direkt: Dieses Spiel ist nichts für Leute, die glauben, Rhythmusgefühl sei nur was fürs Tanzen auf Hochzeiten. Das hier ist präzise Taktarbeit unter Dauerbeschuss. Ich habe es mir angetan, mich durchgeschwitzt, geflucht und dabei irgendwie auch ein bisschen verliebt. In dieser Review zeige ich dir, warum Rift of the NecroDancer eine verdammt harte, aber faszinierende Nummer ist.
Wenn der Beat dich prügelt statt trägt
In Rift of the NecroDancer gibt es keinen klassischen Schwierigkeitsgrad. Der Rhythmus selbst ist die Schwierigkeit. Drei Spuren, Monster, die im Takt auf dich zu marschieren, und du mittendrin, mit genau einer Aufgabe: Im richtigen Moment die passende Taste drücken. Hört sich erstmal total harmlos an. Aber das Spiel kennt kein Mitleid. Manche Gegner wechseln plötzlich die Spur, andere brauchen mehrere Treffer, und manchmal ist einfach alles gleichzeitig auf dem Bildschirm los. Da reicht ein kleiner Patzer, und der komplette Lauf ist hinüber.

Was mich dabei so gepackt hat: Das hier ist kein typisches Musikspiel, wo du bunte Noten abklapperst. Du kämpfst. Du lernst die Muster der Gegner, und irgendwann merkst du, wie du nicht mehr nur reagierst, sondern voraussiehst, was kommt. Wenn du mal richtig im Flow bist und die Eingaben wie von selbst sitzen, fühlt sich das unglaublich befriedigend an. Aber bis dahin? Jeder Fehler schmerzt. Und genau das macht es so süchtig. Du willst diesen einen Song nochmal spielen. Und nochmal. Und nochmal.
Musik mit Monsterbeilage – der Soundtrack hat richtig Wumms
Der Herzschlag von Rift of the NecroDancer ist ganz klar der Soundtrack. Ohne die Musik würde das Spiel nicht mal halb so gut funktionieren. Aber hier knallt es wirklich auf allen Ebenen. Die Tracks sind nicht einfach nur Begleitung, sie sind das Level. Jeder Song bringt seinen eigenen Rhythmus, seine eigenen Gegnerwellen und damit auch seine ganz eigene Dynamik mit. Mal geht es in Richtung Elektrogewitter, dann wieder fast jazzig, und zwischendurch fliegt dir ein Metalbrett um die Ohren, das dich fast aus dem Stuhl haut. Es wird nie langweilig.

Besonders geil fand ich, wie sehr sich das Spiel traut, musikalisch zu experimentieren. Da gibt es zum Beispiel Passagen, wo der Takt ständig wechselt oder kleine Synkopen eingebaut sind. Klingt erstmal nach Musikunterricht, ist aber im Spielverlauf ein echter Gamechanger. Du kannst dich nicht ausruhen, nichts läuft nach Schema F. Und das Beste: Der Soundtrack kommt nicht nur von einer Person, sondern von einem ganzen Team aus Künstlern, die ihre ganz eigenen Vibes mitbringen. Dadurch wirkt das Ganze viel frischer als bei vielen anderen Rhythmusspielen, wo sich nach drei Songs schon alles gleich anhört. Hier bleibst du wach, ob du willst oder nicht.
Zwischen Yoga und Bosskampf – der Storymodus tanzt aus der Reihe
Wer bei Rift of the NecroDancer auf eine tiefgründige Story gehofft hat, wird wahrscheinlich nicht komplett abgeholt. Aber das Spiel versucht es immerhin. Cadence, die Heldin aus dem Vorgänger, landet durch ein dimensionszerreißendes Rhythmuschaos in unserer modernen Welt. Klingt abgefahren, ist es auch. Der Storymodus führt dich durch eine Reihe von Kapiteln, in denen du nicht nur kämpfst, sondern auch mal ganz andere Dinge tust. Zum Beispiel Yoga. Kein Witz. Da musst du im Takt atmen und die Pose halten, während dir dein digitaler Yogalehrer im Cartoon-Stil Lebensweisheiten ins Ohr brabbelt.

Die Idee, das Rhythmusgameplay auch auf Minispiele zu übertragen, finde ich tatsächlich ziemlich charmant. Es sorgt für Abwechslung und hat mich mehr als einmal zum Schmunzeln gebracht. Nur leider verliert sich die Story selbst ein bisschen in der eigenen Gag-Maschinerie. Es gibt Cutscenes, Dialoge, Charaktere – aber nichts davon bleibt wirklich hängen. Es wirkt eher wie eine lockere Rahmenhandlung, damit man sich durch die Level klicken kann. Aber hey, das ist nicht schlimm. Solange der Beat stimmt und die Gegner im Takt umfallen, kann ich auch mal über einen flachen Witz hinwegsehen.
Drei Spuren, viel Frust, noch mehr Sucht
Ich hab ehrlich gedacht, ich komm klar. Drei Spuren, bisschen im Takt drücken, was soll da schon groß passieren. Denkste. Rift of the NecroDancer nimmt dich auseinander, noch bevor du weißt, wie du eigentlich heißen sollst. Die ersten Songs sind noch machbar, klar, da kommt man so rein. Aber sobald das Spiel merkt, dass du es kapiert hast, wird aufgedreht. Monster, die plötzlich die Spur wechseln. Gegner, die zwei Hits brauchen. Und du sitzt da, Finger auf Anschlag, voll konzentriert, und trotzdem ist es nach zehn Sekunden wieder vorbei.

Es ist brutal. Aber genau das macht es so verdammt gut. Du willst es nochmal. Und nochmal. Und nochmal. Irgendwann schaffst du den Song. Und dann fühlst du dich wie der König von allem. Kurz zumindest, bis der nächste Track dich wieder in die Realität zurückprügelt. Ich hab echt selten bei einem Spiel so viel geflucht, aber auch so oft gesagt ok, nur noch ein Versuch. Und dann waren plötzlich zwei Stunden rum.
Schöner scheitern – Technik, Steuerung und die Sache mit der Switch
Optisch macht Rift of the NecroDancer erstmal alles richtig. Der Stil ist bunt, klar lesbar und hat diesen leicht albernen Cartoon-Charme, der zum Chaos auf dem Bildschirm passt. Es wirkt nicht überladen, aber auch nicht billig. Gerade wenn die Gegner im Takt mitwippen oder sich die Spur visuell mit dem Beat verändert, kommt richtig Stimmung auf. Ich hab auf dem PC gespielt, da lief alles butterweich. Keine Lags, keine Verzögerung, alles so wie es bei einem Rhythmusspiel eben sein muss. Wenn das Timing nicht stimmt, ist das Spiel sonst unspielbar.

Was ich allerdings gehört und teilweise nachgelesen hab: Die Switch-Version hat ein paar Macken. Besonders mit den Joy-Con-Tasten. Die sind halt klein, und wenn man im höheren Schwierigkeitsgrad millisekundengenau reagieren muss, kommt man da schnell ins Schwitzen. Manche Inputs werden zu spät angenommen oder gar nicht. Das kann einem den Run versauen. Mit Pro Controller soll es besser laufen, aber perfekt ist es wohl trotzdem nicht. Finde ich schade, weil das Spiel unterwegs eigentlich super geeignet wäre. Aber wenn die Technik nicht ganz mitzieht, macht das alles kaputt.
Mehr Songs, mehr Wahnsinn, mehr Motivation
Was Umfang angeht, liefert Rift of the NecroDancer ziemlich ab. Die Songauswahl ist zwar nicht riesig, aber dafür extrem abwechslungsreich. Jeder Track bringt eigene Gegnerkombinationen mit sich, und durch die vier Schwierigkeitsgrade kannst du jeden Song mehrfach neu erleben. Und ich mein das nicht im Sinne von oh schön, nochmal spielen. Sondern eher im Sinne von ich muss das nochmal schaffen, verdammt nochmal. Das Spiel zieht dich da richtig rein. Du willst besser werden. Du willst diesen einen Song schaffen, ohne Fehler. Oder zumindest mal über 80 Prozent kommen.

Dazu kommen noch tägliche Herausforderungen, der Remix-Modus, in dem die Songs komplett durcheinandergewirbelt werden, und die ganzen Minispiele im Storymodus. Die bringen zwar nicht alle langfristig was, aber lockern das Ganze ein bisschen auf. Was mich gefreut hat: Es gibt schon ein paar Musikpakete mit Gasttracks. Celeste zum Beispiel oder Pizza Tower. Das bringt neue Energie rein, weil du plötzlich auf Beats kämpfst, die du vielleicht von woanders kennst. Und wenn die Entwickler da noch weiter nachlegen, hat das Spiel auf Dauer richtig Potenzial.
Fazit zu Rift of the NecroDancer – Der Beat kennt kein Erbarmen
Rift of the NecroDancer ist kein Spiel, das man einfach so nebenbei spielt. Es verlangt volle Aufmerksamkeit, gutes Timing und vor allem eins: Durchhaltevermögen. Ich hab gelitten, ich hab geflucht, aber ich bin auch immer wieder zurückgekommen. Nicht, weil das Spiel nett zu mir war, sondern weil es sich einfach richtig anfühlt, wenn man es endlich schafft. Es ist gnadenlos, aber fair. Und es hat Stil. Die Musik ist stark, das Gameplay sitzt, und auch wenn die Story eher beiläufig mitläuft, passt das alles irgendwie zusammen.
Wenn du ein Spiel suchst, das dich fordert, bei dem du wachsen kannst, dann bist du hier genau richtig. Es ist nichts für Leute, die nach dem Feierabend entspannen wollen. Aber wenn du bereit bist, dich reinzubeißen, wirst du belohnt. Und wie.