Wobbly Life ist so ein Spiel, das man kaum ernst nehmen kann, und genau das ist der Punkt. Stell dir vor, GTA hätte einen Schlag auf den Hinterkopf bekommen und würde sich ab sofort in einer Physik-Spielzeugkiste austoben. Du steuerst keine fünf Gliedmaßen wie in anderen „lustig-frustigen“ Ragdoll-Games, sondern einfach nur einen kleinen Wobbly. Der läuft, fährt, stolpert und fliegt durch eine Open-World, die mehr nach Kinderzimmer-Sandbox als nach ernsthafter Simulation aussieht.
Mein erster Eindruck: Es ist Chaos pur, aber das Gute daran ist, dass dieses Chaos wirklich zum Lachen bringt. Nach ein paar Stunden hat man zwar schon die ersten Wiederholungen bemerkt, aber ich hab mich trotzdem ständig dabei erwischt, wie ich dachte: „Okay, noch einen Job mach ich, dann hör ich auf“. Spoiler: hab ich natürlich nicht.
Einstieg – Oma schmeißt dich raus
Der Einstieg ist so absurd, dass er schon wieder genial ist. Keine lange Cutscene, keine große Story. Deine Oma sagt dir basically: „Such dir einen Job“ und wirft dich mit der Wucht eines Rugby-Profis vor die Tür. Und zack, bist du auf dich gestellt. Klingt hart, ist aber herrlich unkompliziert. Es gibt kein Tutorial im klassischen Sinn, eher ein „Learning by Doing“-Ansatz. Du stolperst durchs Dorf, entdeckst Icons auf der Map oder NPCs mit Ausrufezeichen überm Kopf, und ehe du dich versiehst, sitzt du in einem Taxi oder sammelst Tomaten vom Feld.
Man wird also nicht überfordert, aber auch nicht an die Hand genommen. Es ist genau dieser „mach einfach, du checkst das schon“-Vibe, den Sandbox-Games oft brauchen.

Gameplay – Jobs, Quests und jede Menge Chaos
Das Herz von Wobbly Life sind die Jobs und Quests. Jobs sind sowas wie Mini-Games: Pizza ausliefern, Müll entsorgen, Taxi fahren, Felder bewirtschaften. Klingt banal, wird aber durch die wackelige Physik zu einer Mischung aus Slapstick und Skilltest. Ein Taxi zu fahren, ohne gegen alles zu krachen, ist fast schon eine Kunstform.
Quests sind etwas spezieller. Da bringt man einem Forscher alte Schriftrollen oder hilft einem Imker, seine Bienen wiederzufinden. Klingt nach Nebenaufgabe, wird aber durch die Belohnungen cool, denn oft gibt’s neue Outfits oder Items. Und hier glänzt das Spiel: Die Customisation ist riesig. Du kannst dir alles mögliche zusammenbauen, von „seriöser Holzfäller“ über „Space-Explorer“ bis „Honigmann in voller Montur“.
Klar, manche Jobs ähneln sich stark. Feldarbeit läuft halt immer gleich ab, und Pizza-Lieferungen sind am Ende auch nur „fahr von A nach B“. Aber durch das Chaos, das die Physik reinbringt, fühlt sich kaum eine Mission exakt wie die andere an. Manchmal kotzt man, manchmal lacht man Tränen.

Atmosphäre und Welt – Flash-Style und UK-Vibes
Grafisch ist Wobbly Life kein Brett. Es sieht eher so aus, als wäre es von alten Newgrounds-Flashgames inspiriert. Simpel, bunt, clean. Aber gerade das macht den Charme aus. Man hängt sich nicht an Texturen auf, sondern lacht über die Physik und den Style.
Die Welt ist voll kleiner Details. NPCs fahren brav auf der linken Straßenseite wie in England, Straßenschilder sind typisch britisch, und die Musik dudelt passend locker im Hintergrund. Selbst Soundeffekte haben nette kleine Ideen. Beispiel: Hockst du in einem Boot und drehst die Kamera unter Wasser, wird der Sound gedämpft. Kleinigkeiten, die zeigen, dass die Devs Liebe reingesteckt haben.
Seit Version 1.0 gibt’s sogar eine Space-Erweiterung. Mit 500 Ingame-Dollar kaufst du dir eine Space-Lizenz, bestehst Quiz und Fitnesstest und ab geht’s in die Umlaufbahn. Da oben gibt’s neue Jobs, Sci-Fi-Locations und natürlich dieselbe Wobbly-Physik, nur eben in Schwerelosigkeit. Das sorgt für noch mehr Chaos. Aber ganz ehrlich: Die meisten Jobs sind am Ende nur Varianten der Erde. Disco auf der Erde? Disco im All. Holz hacken? Weltraum-Material abbauen. Es ist lustig, aber nicht so frisch wie erhofft.

Multiplayer und KI – Solo geht, zusammen ist’s besser
Das Spiel ist komplett solo spielbar. Du kannst alle Jobs, Quests und Minigames allein machen. Aber die Wahrheit ist: Mit Freunden wird’s erst richtig geil. Zu zweit oder zu viert entstehen einfach mehr von diesen „Oh mein Gott, hast du das gesehen?!“-Momenten, die man allein nicht hat.
Die KI spielt dabei kaum eine Rolle. NPCs sind Deko, Questgeber oder Autofahrer. Sie funktionieren, aber das Highlight ist ganz klar das Zusammenspiel mit echten Menschen. Auch Arcade-Minispiele gibt’s, aber die machen nur bedingt Laune, weil viele davon eigentlich PvP sind und solo instant langweilig werden.

Technik – wackelig, aber stabil genug
Technisch läuft Wobbly Life okay. Es ist simpel gebaut, daher braucht man keinen NASA-Rechner. Es gibt zwar Bugs, Clipping und hin und wieder Jobs, die nervig getimed sind, aber nichts, was das Spiel wirklich kaputt macht. Nervig ist eher, dass manche Features halbgar wirken. Beispiel: Man kann theoretisch seine Tastenbelegung ändern. Praktisch funktioniert’s nicht.
Auch bei den Timern merkt man, dass Balancing noch nicht perfekt ist. Manche Jobs geben dir so viel Zeit, dass du dich langweilst, andere sind so knapp, dass man beim ersten Versuch kaum eine Chance hat. Gerade solo ist das manchmal frustig.

Fazit – Slapstick-Sandbox mit Herz
Wobbly Life ist kein Spiel, das man hunderte Stunden grindet wie ein MMO. Es ist eher ein „ich hab Bock auf Quatsch, lass mal reinspringen“-Game. Solo geht klar, aber mit Freunden ist es Gold wert. Die Vielfalt der Jobs und die riesige Customisation halten die Motivation oben, auch wenn man nach ein paar Stunden merkt, dass sich vieles wiederholt.
Wer also Bock auf Physik-Chaos, dumme Jobs und schrägen Humor hat, sollte reinschauen. Wer einen tiefen Storybogen oder High-End-Grafik sucht, ist hier falsch.
Am Ende bleibt’s genau das, was der Name verspricht: ein wackliges Leben voller Slapstick.
