Wander Stars ist ein rundenbasiertes RPG mit Roguelite-Einflüssen, das von Paper Castle Games entwickelt und am 19. September 2025 von Fellow Traveller für PC veröffentlicht wurde. Eine Konsolenversion ist schon angekündigt, aber erstmal tobt sich das Spiel auf Steam aus. Und das auf eine ziemlich eigenwillige Art, die dir entweder sofort ein Grinsen ins Gesicht drückt oder dich erstmal verdutzt zurücklässt. Denn hier kämpfst du nicht mit klassischen Angriffen, sondern mit Wörtern. Richtig gelesen. Deine Kombos bestehen aus Begriffen wie Super, Fire und Kick, die du im Kampf zusammensetzt, um eigene Attacken zu basteln. Das wirkt beim ersten Mal fast wie ein seltsames Minispiel in einem JRPG, ist aber in Wahrheit das Kernsystem.
Und das funktioniert erstaunlich gut. Das Ganze ist eingebettet in eine episodisch erzählte Story über eine junge Kämpferin namens Ringo und ihren Begleiter Wolfe, die zusammen das Geheimnis einer zersplitterten Karte lüften wollen. Und das in einer Welt, die sich optisch ganz klar an Dragon Ball Classic orientiert. Große Augen, dramatische Posen, fetzige Farben, alles mit einem Augenzwinkern und trotzdem genug Ernsthaftigkeit, damit man es nicht als reinen Witz abtut. Schon in den ersten Minuten merkst du: Das hier ist nicht irgendein Indie-RPG, das mal was Neues probieren will. Das Spiel hat eine klare Vision, einen unverwechselbaren Stil und genug Selbstbewusstsein, um aus einem abgefahrenen Konzept etwas wirklich Spielbares zu machen.
Worte sind mächtiger als Schwerter – das Gameplay von Wander Stars
Das Kampfsystem ist das, was Wander Stars besonders macht. Du haust nicht einfach auf Angriff oder Magie. Du bastelst dir deine Moves. Aus Wörtern. Ein Kick hier, ein Fire da, vielleicht noch ein Super davor, und zack – dein eigener Spezialangriff. Am Anfang wirkt das ein bisschen wie ein Gag, aber je länger du spielst, desto mehr merkst du, wie viel da eigentlich drinsteckt. Du musst dir wirklich überlegen, was du wie kombinierst. Manche Wörter passen nicht zusammen. Andere brauchen zu viele Slots.

Und dann hast du noch die Gegner, die gegen bestimmte Sachen immun sind. Es reicht also nicht, einfach den stärksten Move zu bauen. Du musst flexibel bleiben. Und genau das macht es interessant. Klar, es gibt auch nervige Phasen. Wenn du kaum brauchbare Wörter hast oder dauernd dieselben Kombos spielst. Aber irgendwie bleibt es trotzdem spannend. Weil du das Gefühl hast, dass du selber was erschaffen hast. Nicht das Spiel gibt dir einen coolen Move – du baust ihn dir selbst. Und das macht was mit dem Spielgefühl.
Ein Anime zum Spielen
Wenn du Wander Stars startest, fühlt sich das nicht wie ein klassisches Indie-RPG an. Es sieht aus wie ein Anime, es klingt wie ein Anime und es spielt sich auch irgendwie so. Du hast große Charakterporträts mit übertriebenen Gesichtsausdrücken, Dialoge mit viel Drama und diese typische Mischung aus Ernst und albern. Alles erinnert an die alten Dragon Ball Folgen oder ähnliche Serien aus den 90ern. Und genau das ist auch die Stärke. Die Welt ist nicht riesig, aber sie wirkt durch den Stil direkt lebendig. Die Charaktere haben Wiedererkennungswert, egal ob du sie magst oder nicht. Ringo zum Beispiel, die Hauptfigur, ist voll aufgeladen mit Energie und wirkt manchmal wie ein Shonen-Held im Trainingsmodus.

Und dann hast du Wolfe, ihren etwas mysteriösen Begleiter, der immer so tut, als hätte er alles im Griff. Die Dynamik zwischen den beiden ist simpel, aber sie funktioniert. Es wird viel geredet, manchmal auch ein bisschen zu viel, aber wer Animes mag, kommt hier direkt rein. Die Episodenstruktur macht das Ganze auch angenehm verdaulich. Du spielst eine Folge, dann ist Schluss. Kein Open-World-Gewurschtel, kein 50-Stunden-Monster. Einfach konzentriert erzählt, mit Fokus auf Charaktere und Kämpfe. Und das tut dem Spiel echt gut.
Viel Stil, wenig Schnickschnack
Wander Stars sieht nicht bombastisch aus, aber es hat Style. Der ganze Look ist handgezeichnet, ein bisschen rough, aber total charmant. Die Farben knallen, die Effekte in den Kämpfen haben Druck, und die Animationen passen genau zu dem, was das Spiel sein will. Es fühlt sich einfach rund an. Wie eine Hommage an die Anfänge von Anime-Games, aber modern genug, damit es nicht billig wirkt. Der Soundtrack ist ebenfalls genau richtig. Nichts, was du dir später auf Spotify geben würdest, aber beim Spielen passt das alles wie die Faust aufs Auge. Es plätschert nicht vor sich hin, sondern gibt den Kämpfen ordentlich Drive und bringt dich in Stimmung.


Besonders gut: Wenn du einen richtig fetten Angriff zusammenbaust, hast du diesen Moment, wo Musik, Animation und Treffer zusammen einfach klicken. Das fühlt sich gut an. Kein Effektfeuerwerk, kein Triple-A-Geballer, sondern eher wie ein alter Kumpel, der genau weiß, was er kann und nicht mehr sein will als das. Wer auf technische Perfektion steht, wird hier und da kleine Hänger oder simple Animationen sehen, aber ganz ehrlich – das gehört hier fast schon zum Charme dazu.
Wenn Wiederholung zur Herausforderung wird
Wander Stars spielt sich am Anfang super frisch. Du hast deine ersten Wörter, bastelst verrückte Kombos, experimentierst und freust dich wie ein kleines Kind, wenn ein Gegner nach einem Super Ice Kick einfach umfällt. Aber nach ein paar Stunden merkst du: So ganz unendlich ist das System dann doch nicht. Manche Wörter findest du immer wieder. Manche Kombinationen hast du schon zehnmal gemacht. Und wenn du dann einen Run hast, bei dem das Wortangebot nicht so prickelnd ist, fühlt sich ein Kampf auch mal zäh an. Dazu kommt, dass die Levelstruktur recht vorhersehbar ist.


Klar, du kannst neue Wege finden, Nebenereignisse triggern oder Episoden wiederholen, aber das ändert nichts am Grundgerüst. Es ist immer ein bisschen das gleiche. Das ist nicht schlimm, weil das Spiel bewusst episodisch und eher kurz gehalten ist. Trotzdem hätte ein bisschen mehr Überraschung hier und da nicht geschadet. Vor allem, weil das Kampfsystem eigentlich so viel Potenzial hätte. Trotzdem – wenn man weiß, worauf man sich einlässt, kann man mit dem vorhandenen Umfang echt viel Spaß haben. Nur darf man kein JRPG-Monster erwarten, das einen monatelang bei der Stange hält. Wander Stars ist eher ein kurzer, stylischer Trip. Und manchmal reicht genau das.
Was das Spiel clever macht, ohne laut damit anzugeben
Es sind so Kleinigkeiten, die Wander Stars besser machen, als man’s am Anfang denkt. Zum Beispiel dieses System, bei dem du Gegner ehrenhaft besiegst und sie dir danach was mitgeben. Pep Ups heißen die Dinger. Ist jetzt kein Gamechanger, aber irgendwie cool. Du kriegst halt einen kleinen Bonus, weil du nicht einfach alles niedergeprügelt hast, sondern mal mitgedacht hast. Dadurch spielst du automatisch anders. Versuchst, nicht nur Schaden zu machen, sondern auch stilvoll zu gewinnen.

Und plötzlich fühlt sich jeder Kampf ein bisschen anders an. Auch schön: Die Episodenstruktur. Eine Folge spielen, kurz verschnaufen, dann die nächste. Kein stundenlanges Rumgegurke in irgendwelchen Dungeons. Du hast einen klaren Abschnitt, einen Anfang und ein Ende. Und wenn du willst, spielst du die Episode einfach nochmal. Vielleicht mit anderen Wörtern, vielleicht gehst du nen anderen Weg. Es ist kein Riesen-RPG mit tausend Features, aber es weiß ganz genau, was es kann. Und das reicht manchmal völlig.
Fazit – Ein bisschen verrückt, aber genau deshalb gut
Wander Stars ist kein Spiel für jeden. Aber wer auch nur ein bisschen was mit Anime, rundenbasierten Kämpfen und kreativen Systemen anfangen kann, wird hier verdammt viel Spaß haben. Es sieht aus wie ein verlorenes PS1-Anime-Game, das irgendwie in die Gegenwart geschleudert wurde, aber trotzdem noch genau weiß, wo es herkommt. Das Kampfsystem mit den Wörter-Kombos ist nicht nur ein Gag, sondern funktioniert wirklich.
Du denkst mit, probierst aus, kombinierst und freust dich, wenn ein Super Fire Kick mal wieder richtig reinhaut. Klar, es gibt ein paar technische Stolperer, gerade bei den Animationen oder im Balancing. Und nach ein paar Stunden wiederholt sich einiges. Aber das Spiel ist sich dessen bewusst. Es will kein zehnstündiges Epos sein, sondern ein stylischer kleiner Trip mit ungewöhnlichen Ideen. Und das ist es auch. Kein Spiel, das du ewig zockst, aber eins, das du nicht so schnell vergisst.