Ich hatte keine Ahnung, worauf ich mich einlasse, als ich Paranormal Cleanup gestartet habe. Ein Horror-Koop-Spiel, in dem man Häuser reinigt, während Geister einen jagen? Klingt absurd, fast schon wie ein Witz, den jemand in einem Game Jam zu weit getrieben hat. Doch nach ein paar Runden mit Freunden war klar: Das hier ist kein Gag. Das ist ernsthafter Horror mit einem völlig durchgeknallten Konzept.
Ich und zwei Freunde, bewaffnet mit Mopps, Eimern und einer Taschenlampe, betreten ein verfluchtes Haus. Alles ist still, irgendwo tropft Wasser, der Wind drückt die Fensterläden zum Klappern. Dann knarrt eine Tür. Wir sehen uns an, keiner sagt etwas. Und plötzlich brüllt jemand, weil der Geist direkt hinter uns steht. Willkommen bei Paranormal Cleanup.
Einstieg ins Spiel
Der Einstieg funktioniert wunderbar unkompliziert. Kein langes Tutorial, keine Textwüste. Du spawnst mit deinem Team in einem verfallenen Gebäude und bekommst deine Aufgaben: Räume putzen, Müll entsorgen, Ektoplasma entfernen. Simpel, fast gemütlich. Zumindest für etwa zwei Minuten. – Dann geht das Licht aus.
Die Geräusche werden lauter, die Schatten bewegen sich, und du merkst schnell, dass Putzen hier lebensgefährlich ist. Die ersten Minuten sind pure Orientierungslosigkeit. Du rennst mit einem Eimer durch die Dunkelheit, während irgendwo im Hintergrund Schritte hallen. Der Geist taucht plötzlich auf, verschwindet wieder, taucht dann direkt vor dir auf. Es dauert keine zehn Minuten, bis dein Team sich nur noch flüsternd über Funk verständigt.
Das Spiel erklärt dir nur das Nötigste und lässt dich den Rest selbst lernen. Das fühlt sich anfangs überfordernd an, passt aber perfekt zur Atmosphäre. Denn dieses Gefühl, nicht genau zu wissen, wie man überlebt, ist Teil der Erfahrung.

Gameplay – Mischung aus Arbeitssimulation und Survival-Horror
Im Kern ist Paranormal Cleanup eine absurde Mischung aus Arbeitssimulation und Survival-Horror. Du sammelst Müll, wischst Dreck weg, trägst Gegenstände in Sicherheit und versuchst gleichzeitig, nicht von einem Geist erwischt zu werden.
Jede Aufgabe klingt banal, wird aber durch die permanente Bedrohung spannend. Wenn du dich bückst, um etwas vom Boden aufzuheben, während im Flur eine Lampe flackert, fragst du dich automatisch, ob du das überleben wirst. Der Druck entsteht nicht durch komplizierte Steuerung, sondern durch den ständigen Wechsel zwischen Routine und Panik.
Besonders im Koop entfaltet das Spiel seinen Reiz. Einer putzt, einer sichert, einer schreit panisch ins Mikro, weil er etwas gesehen hat. Alles hängt von Kommunikation ab. Wenn einer im falschen Moment zu laut ist oder das Licht anschaltet, war’s das. Dann hörst du nur noch ein entferntes Kreischen über den Funk.

Es gibt Missionen mit unterschiedlichen Gebäuden und Geistern. Manche sind träge und langsam, andere tauchen plötzlich auf und jagen dich gnadenlos. Das sorgt dafür, dass keine zwei Runden gleich sind. Man weiß nie, was passiert, und genau das hält das Spiel frisch.
Langfristig könnte etwas mehr Abwechslung bei den Aufgaben guttun. Nach mehreren Stunden wiederholt sich der Ablauf leicht. Doch solange du mit Freunden spielst, bleibt es unterhaltsam. Denn das Spiel lebt nicht nur von seiner Mechanik, sondern von dem, was zwischen den Spielern passiert.
Atmosphäre und Welt – kein technisches Spektakel
Hier zeigt Paranormal Cleanup, wie gut Minimalismus funktionieren kann. Die Umgebungen sind klein, aber glaubhaft. Alles wirkt alt, feucht und verflucht. Jeder Raum erzählt eine kleine Geschichte, ohne dass das Spiel sie je ausspricht.
Die Beleuchtung ist sparsam, der Nebel dicht, das Licht deiner Taschenlampe reicht gerade so weit, dass du dir wünschst, es würde nicht reichen. Überall hörst du Geräusche. Ein leises Klopfen, Schritte auf Holz, ein Flüstern aus der Dunkelheit.
Die Grafik ist kein technisches Spektakel, aber sie nutzt ihre Grenzen geschickt. Es gibt keine übertriebene Schärfe oder Effekte, sondern schlichte, unaufdringliche Details. Das erzeugt diese unangenehme, glaubwürdige Beklemmung, die viele Horror-Games gar nicht erst erreichen.

Und dann der Sound. Leise, aber effektiv. Kein übertriebenes Musikgewitter, sondern subtile Geräusche, die dein Gehirn austricksen. Du hörst etwas, drehst dich um, und da ist nichts. Und dann plötzlich doch.
Die Atmosphäre ist der eigentliche Star des Spiels. Kein Effekt wirkt billig oder künstlich. Alles fühlt sich so an, als hätte es Gewicht. Selbst der Moment, wenn du einfach nur Müll aufsammelst, kann sich unheimlich anfühlen.
Koop und Community
Wer Paranormal Cleanup allein spielt, verpasst das Beste. Das Spiel ist klar auf Teamarbeit ausgelegt. Mit bis zu vier Leuten im Voicechat wird das Ganze zur puren Achterbahnfahrt. Einer versucht ernsthaft zu koordinieren, zwei putzen hektisch, und der vierte steht irgendwo in der Ecke und schreit, weil der Geist wieder auftaucht.
Die Rollenverteilung ergibt sich von selbst. Jeder übernimmt Aufgaben, und jeder weiß, dass ein Fehler das Ende bedeuten kann. Dieses Gefühl von Abhängigkeit erzeugt eine Art nervösen Teamflow, den man sonst nur aus echten Survival-Games kennt.

Die Community rund um das Spiel ist überraschend aktiv. Auf Steam finden sich unzählige Clips und Tipps, und viele Spieler teilen ihre absurdesten Geisterbegegnungen. Es ist schön zu sehen, dass das Spiel trotz seiner Schlichtheit diese Art von Zusammenhalt erzeugt.
Technik – stabil und unkompliziert
Technisch ist Paranormal Cleanup stabil und unkompliziert. Die Unreal Engine leistet solide Arbeit. Es läuft flüssig, sieht ordentlich aus und verursacht keine größeren Probleme. Die Steuerung ist präzise, das Interface minimalistisch, aber funktional.
Hier und da stolpert die Physik etwas, wenn mehrere Spieler gleichzeitig mit Objekten interagieren. Dann fliegt auch mal ein Eimer durch die Wand oder eine Tür schließt sich auf magische Weise. Doch das stört kaum, weil es zum Charme des Spiels passt.
Auf durchschnittlicher Hardware läuft es problemlos. Das Spiel ist ressourcenschonend und sogar auf schwächeren Systemen gut spielbar. Auf dem Steam Deck muss man ein wenig an den Grafikoptionen schrauben, aber selbst dort bleibt die Performance akzeptabel.

Fazit – lachen und vielleicht ein bisschen traumatisiert
Paranormal Cleanup ist kein Blockbuster, sondern ein kleines, kluges Koop-Spiel mit einer großartigen Idee. Es nimmt ein völlig banales Thema, kombiniert es mit Horror und erschafft daraus etwas, das gleichzeitig witzig, spannend und nervenaufreibend ist.
Wer mit Freunden spielt, bekommt hier ein Erlebnis, das irgendwo zwischen Angstschweiß und Lachanfall pendelt. Wer alleine spielt, wird trotzdem Spaß haben, aber weniger Adrenalin. Es ist kein Spiel, das dich mit technischen Highlights erschlägt, sondern eines, das dich mit Stimmung einfängt. Es lebt von Geräuschen, Dunkelheit, Chaos und diesen Momenten, in denen du gleichzeitig fluchen und lachen musst.
Ich hab selten bei einem Horrorspiel so viel Spaß gehabt, während ich buchstäblich den Boden gewischt habe. Paranormal Cleanup ist genau die Art von Indie-Perle, die zeigt, dass gute Ideen wichtiger sind als große Budgets.
