Otherwar ist ein Indie Spiel vom Entwickler kantal collective und wurde von Untold Tales zusammen mit Hyperstrange veröffentlicht. Der Release war am 27. Februar 2023 für den PC über Steam, später kam auch eine Version für Nintendo Switch dazu und in Zukunft sollen noch PlayStation 5 und Xbox Series X|S Ports folgen. Das Spiel mischt zwei Genres, die man auf den ersten Blick nicht unbedingt zusammenbringen würde.
- Heilige Hölle – hier dodgt der Engel selber
- Himmlische Geschütztürme – oder warum Platzieren plötzlich Stress macht
- Himmel hoch schwer – und dann plötzlich zu einfach
- Pixelpixel Hurra – Wenn Retro hübsch, aber nicht spektakulär ist
- Zwischen Wellen und Wiederholungen – wenn der Loop ein bisschen lahmt
- Soundtrack aus der Himmelsgarage – solide, aber nicht himmlisch
- Kurz aber fordernd – und manchmal länger als nötig
- Fazit – Ein kleiner Höllenritt mit Flügeln
Tower Defense, wo man Türme baut und Verteidigung plant, und Bullet Hell, wo man selbst mitten im Schussgewitter steht und ausweichen muss. Du spielst einen Engel, der das Tor des Himmels gegen die Mächte der Hölle verteidigt und dabei sowohl strategisch klug bauen als auch blitzschnell reagieren muss. Klingt nach Chaos, ist es auch, aber nach einem sehr spaßigen Chaos.
Heilige Hölle – hier dodgt der Engel selber
Otherwar lässt dir keine Ruhe. Du baust Türme, klar, aber du stehst nicht einfach hinten und guckst zu. Du bist mitten drin. Du fliegst als kleiner, aber ziemlich wütender Engel übers Feld, weichst Projektilen aus, haust zurück, sammelst Kram ein. Und das ist manchmal ganz schön viel auf einmal.

Gerade wenn du versuchst, deine Türme sinnvoll zu platzieren, und gleichzeitig von links ein Kugelhagel kommt, während rechts ein Dämon an deinem Gate nagt. Das fühlt sich nicht nur hektisch an, das ist es auch. Aber auf ne gute Art. Wenn du es schaffst, elegant durch die Bullet Patterns zu tanzen und nebenbei deine Verteidigung aufrecht zu halten, fühlt sich das richtig gut an. Nicht perfekt, nicht sauber, aber lebendig. Und das reicht völlig.
Himmlische Geschütztürme – oder warum Platzieren plötzlich Stress macht
Die Tower Defense Seite von Otherwar wirkt erstmal klassisch. Du hast ein paar Slots, wählst deine Türme, platzierst sie entlang der Pfade und hoffst, dass sie die Feinde aufhalten. Aber ganz so entspannt ist das nicht. Du kannst nämlich nicht überall bauen, sondern nur auf festgelegten Stellen. Das klingt okay, nervt aber manchmal richtig, wenn du weißt, wo ein Turm helfen würde, aber das Spiel sagt nö.

Also musst du ständig neu denken, umplanen, anders reagieren. Und genau das hält dich auf Trab. Dazu kommen verschiedene Turmtypen, die sich echt gut ergänzen. Manche greifen direkt an, andere blocken Projektile, wieder andere unterstützen. Das lädt zum Rumprobieren ein, und wenn du irgendwann den Dreh raus hast, kannst du richtig fiese Setups bauen. Es ist nie super komplex, aber auch nie langweilig. Und manchmal reicht das.
Himmel hoch schwer – und dann plötzlich zu einfach
Die Schwierigkeit in Otherwar ist so eine Sache. Am Anfang bekommst du ordentlich aufs Maul. Selbst im leichten Modus. Die Gegnerwellen sind schnell, die Projektilmuster eng, deine Türme noch schwach, und du selbst auch. Das kann frustrieren, gerade wenn du denkst, du hättest nen guten Run, und dann kommt ein Boss und wischt dich einfach weg. Aber je mehr du spielst, je mehr Upgrades du freischaltest, desto mehr kippt das Ganze.

Plötzlich haust du alles weg, stehst mit deinem überpowerten Engel über dem Schlachtfeld und denkst dir so… Moment, war das nicht mal schwierig? Das fühlt sich ein bisschen unrund an. Erst zu schwer, dann zu leicht. Das Spiel will fordern, aber es verliert den Biss, wenn du mal genug freigeschaltet hast. Und das ist schade, weil der Mittelteil richtig spannend sein kann.
Pixelpixel Hurra – Wenn Retro hübsch, aber nicht spektakulär ist
Otherwar setzt voll auf Pixeloptik. Und das funktioniert… meistens. Die Animationen sind solide, die Effekte klar, und die Gegner sehen angenehm dämonisch aus. Du erkennst sofort, was da auf dich zufliegt, und das ist bei Bullet Hell extrem wichtig. Es gibt auch ein paar schöne Details – kleine Lichteffekte, dezente Explosionen, glitzernde Engelspuren. Aber optisch reißt das Spiel keine Bäume aus. Vieles wirkt ein bisschen grau, ein bisschen braun, ein bisschen altbacken.

Nicht hässlich, aber halt auch nicht wow. Es ist funktional. Es unterstützt das Gameplay. Aber es bleibt visuell eher im Hintergrund. Das muss nicht schlecht sein, aber wer auf optische Highlights hofft, wird hier eher nüchtern bedient. Dafür läuft alles flüssig und übersichtlich, was bei dem Chaos auf dem Bildschirm definitiv wichtiger ist als schicke Spielereien.
Zwischen Wellen und Wiederholungen – wenn der Loop ein bisschen lahmt
Nach ein paar Stunden fängt Otherwar an, sich zu wiederholen. Du kennst die Gegnertypen, du weißt, wann welche Welle kommt, und deine Strategie sitzt. Klar, du kannst den Schwierigkeitsgrad hochdrehen oder deinen Loadout ändern, aber das grundsätzliche Spielgefühl bleibt gleich. Und irgendwann macht sich so ein leichtes Déjà-vu breit. Manche Level ziehen sich, vor allem wenn du schon stark bist und nur noch auf den nächsten Angriff wartest.

Dann fühlt sich das Spiel eher wie ein Job an als ein Kampf ums Himmelstor. Es ist nicht komplett langweilig, aber der Flow verliert Schwung. Gerade wenn man einmal die besten Türme gefunden hat, tendiert man dazu, immer wieder dieselben Kombinationen zu bauen. Da hätte ein bisschen mehr Varianz gutgetan. Ein paar Überraschungen. Vielleicht mal ein Boss, der dich zwingt, alles umzubauen. Aber so läuft es irgendwann einfach. Und läuft. Und läuft.
Soundtrack aus der Himmelsgarage – solide, aber nicht himmlisch
Der Sound in Otherwar ist okay, aber haut dich nicht vom Himmel. Die Musik dudelt angenehm im Hintergrund, mal ein bisschen treibend, mal etwas düsterer, aber so richtig bleibt da nichts hängen. Du erkennst keine Melodie wieder, pfeifst nichts mit, und manchmal merkst du gar nicht, dass Musik läuft, bis du das Spiel pausierst. Die Effekte dagegen funktionieren gut.

Treffer klingen wuchtig genug, Turmaktivierungen sind klar hörbar und das Knistern der Projektile sorgt für genug Druck im Ohr. Es passt alles, es stört nichts, aber es gibt eben auch keine Wow-Momente. Kein epischer Boss-Track, kein Sound, bei dem du sagst jo, das war fett. Es tut seinen Job. Nicht mehr, nicht weniger. Wer mit Kopfhörern spielt, kriegt immerhin sauberes Feedback – und das ist bei dem Chaos auf dem Bildschirm wichtiger als jede Orchesterbombe.
Kurz aber fordernd – und manchmal länger als nötig
Otherwar ist kein Riesenprojekt. Du bist mit den neun Leveln der Kampagne in ein paar Stunden durch, wenn du gut bist. Oder in deutlich mehr, wenn du öfter scheiterst und erstmal aufrüsten musst. Es gibt Schwierigkeitsgrade, die dir noch ein bisschen mehr Biss geben, aber der Kern bleibt gleich. Für ein kleines Indiegame ist der Umfang okay, vor allem zum Preis. Aber man merkt eben auch, dass da irgendwann die Luft raus ist.

Wenn du alles gesehen hast, alles freigeschaltet, dann gibt es wenig Gründe zurückzukehren. Keine Modifikatoren, keine alternativen Spielmodi, kein Endlosmodus. Das ist schade, weil das Spielsystem eigentlich Spielraum hätte für mehr. Neue Maps, mutierte Gegner, zufällige Modifier – das hätte Otherwar gut getan. So bleibt es bei einem kompakten Erlebnis, das Spaß macht, aber eben nicht ewig trägt.
Fazit – Ein kleiner Höllenritt mit Flügeln
Otherwar ist eines dieser Spiele, das genau weiß, was es sein will. Keine Riesennummer, kein Genrebrecher, aber ein mutiger Mix aus Tower Defense und Bullet Hell, der überraschend gut funktioniert. Das Gameplay ist fordernd, das Tempo hoch, und wer Spaß daran hat, gleichzeitig zu bauen und Projektilen auszuweichen, wird hier gut bedient. Klar, es gibt Ecken. Der Anfang ist hart, das Ende ein bisschen zu weich, und nach ein paar Stunden hat man fast alles gesehen. Aber für den Preis bekommt man ein Spiel, das seine Ideen sauber umsetzt und dir ein paar echt stressige, spaßige Stunden serviert. Kein Meisterwerk, aber ein solider Griff für alle, die mal was anderes suchen.