Ruffy and the Riverside ist ein Spiel, das auf den ersten Blick wirkt, als hätte jemand in den 90ern heimlich ein Rare-Game geklont und es dann zwanzig Jahre später in einen Indie-Zaubertrank geworfen. Entwickelt wurde das Ganze von Zockrates Laboratories, veröffentlicht von Phiphen Games, und am 26. Juni 2025 auf so ziemlich allem released, was einen Controller bedienen kann: PC, Xbox, PlayStation und natürlich Nintendo Switch – inklusive Switch 2 Support für die etwas schickere Optik. Und um es gleich vorwegzunehmen: Das Ding ist bunt, kreativ und fühlt sich wie ein warmes Wiedersehen mit einer längst vergessenen Gaming-Ära an.
Mit seiner handgezeichneten Cartoon-Oberwelt, den papierartigen 2D-Figuren und einer Spielmechanik, die irgendwo zwischen Copy-Paste-Zaubertrick und Hirnverknotung liegt, will Ruffy and the Riverside nicht nur nostalgische Gefühle wecken, sondern auch frischen Wind ins Platformer-Genre bringen. Ob das klappt, warum es sich manchmal wie ein N64-Titel im besten Sinne anfühlt und wo es vielleicht noch ein bisschen hakt – das klären wir jetzt, Schritt für Schritt. Und keine Sorge: Ich werfe keine nostalgiegetränkten Nebelkerzen, sondern sage dir ehrlich, was das Spiel kann und was nicht.
Copy und Paste war noch nie so cool – Die SWAP-Mechanik im Detail
Das Spielprinzip von Ruffy and the Riverside dreht sich um eine Fähigkeit, die auf dem Papier total unspektakulär klingt, aber in der Praxis richtig Spaß macht. Ruffy kann nämlich Texturen aus der Umgebung kopieren und an anderer Stelle wieder einfügen. Also zum Beispiel Wasser aus einem Fluss aufnehmen und damit irgendwo anders Pflanzen wachsen lassen. Oder Lava in Eis verwandeln. Oder einen Heuballen in eine Art temporäres Skateboard umfunktionieren. Klingt komisch? Ist es auch – aber genau das macht’s so gut.

Was mir gefallen hat: Das Spiel gibt dir nicht einfach eine Lösung und sagt „mach das“, sondern es lädt zum Rumprobieren ein. Es gibt oft mehrere Wege ans Ziel, und gerade das Experimentieren mit den verschiedenen Oberflächen hat bei mir so einen kleinen Aha-Moment nach dem anderen ausgelöst. Manchmal funktioniert’s nicht ganz so sauber – auf der ersten Switch-Version zickt das Ganze schon mal – aber insgesamt fühlt sich das alles frisch, verspielt und irgendwie charmant unfertig an. Nicht im schlechten Sinne, sondern eher wie bei einem Spiel, das dich zum Spielen bringen will, nicht zum Durchoptimieren. Es erinnert mich dabei oft an die N64-Zeit, wo nicht alles perfekt war, aber man trotzdem stundenlang versunken ist.
Papier trifft Polygon – Warum die Welt einfach funktioniert
Was mir sofort ins Auge gefallen ist, war dieser visuelle Stil. Die Welt ist komplett in 3D gebaut, aber die Charaktere – inklusive Ruffy – wirken wie ausgeschnittene Pappfiguren, die jemand liebevoll reingeklebt hat. Klingt nach Stilbruch, funktioniert aber überraschend gut. Es fühlt sich ein bisschen an wie ein Theaterstück mit gebastelten Figuren auf einer handgemalten Bühne, nur eben als Videospiel. Und irgendwie hat das was richtig Eigenes. Ich hab mich von Anfang an wohlgefühlt, auch weil das Spiel keine realistischen Texturen oder düsteren Shader braucht, um Atmosphäre zu erzeugen. Es ist einfach bunt, verspielt und hat dieses gewisse „Ey, komm einfach rein und hab Spaß“-Gefühl.


Die Oberwelt erinnert mich total an die goldenen Rare-Zeiten. Große offene Areale, viele kleine versteckte Wege, NPCs, die dich mit Quests volllabern (mal witzig, mal ein bisschen zu viel Gelaber, aber sei’s drum), und überall irgendwas zum Einsammeln oder Ausprobieren. Es ist kein Open-World-Brei mit endlosen Checklisten, sondern eher so eine Mini-Sandbox, die sagt: Schau dich um, spiel rum, und wenn du keine Lust mehr hast, mach was anderes. Und das macht sie gut. Ich hatte oft das Gefühl, dass ich irgendwo aus Versehen in ein neues Areal gestolpert bin und dann erstmal zehn Minuten rumprobiert hab, ob ich da überhaupt schon hin sollte – genau dieses Gefühl liebe ich an solchen Spielen.
Acht Buchstaben für ein Halleluja – Wie dich Riverside durch die Levels schickt
Ruffy and the Riverside hat keine klassische Levelstruktur mit Welt 1-1, Welt 1-2 und so weiter. Stattdessen wirft es dich in eine offene Spielwelt, die du nach und nach erkundest – so eine Art Mini-Open-World-Light mit einem klaren Ziel: Sammle die Buchstaben für das Wort RIVERSIDE. Ja, richtig gelesen. Acht Buchstaben, verteilt auf die verschiedenen Gebiete, teilweise gut versteckt, teilweise an kleinen Herausforderungen oder Rätseln gekoppelt. Klingt erstmal nach klassischem Collectathon – und das ist es im Kern auch – aber das Spiel macht genug richtig, damit es nicht nach alter Münzjagd riecht.


Die Aufgaben, die du bekommst, reichen von simplen Plattform-Passagen über kleine Umgebungsrätsel bis hin zu Mini-Rennen mit Heuballen oder kurzen 2D-Einlagen. Nicht alles davon ist ein Highlight, aber die Mischung ist angenehm. Es gibt Momente, da fühlt es sich wie eine verspielte Variante von Mario Odyssey an – nur mit weniger Hochglanz, dafür mit mehr Herz. Was mir gut gefallen hat: Das Spiel lässt dich selten stehen. Selbst wenn du mal keinen Plan hast, was du als Nächstes tun sollst, stolperst du meist automatisch über irgendwas Interessantes. Eine sprechende Schildkröte, ein Schalter-Rätsel, ein Bonusraum mit seltsamer Musik – irgendwas zieht dich immer weiter.

Was allerdings nicht ganz rund ist: Manche Quests sind ein bisschen zu langatmig, und das Spiel neigt manchmal dazu, dich etwas zu viel an die Hand zu nehmen. NPCs, die dir ständig erklären, was du gerade entdeckt hast, braucht es nicht wirklich – man hätte den Spieler da öfter einfach machen lassen sollen. Aber unterm Strich funktioniert das alles ziemlich gut, vor allem weil du dich fast nie durch irgendwas durchquälen musst. Wenn dir eine Aufgabe nicht zusagt, gehst du halt woanders hin. Das Spiel ist da ziemlich entspannt – und das macht’s aus.
Zwischen flüssig und wackelig – Technik, Steuerung und andere Stolperfallen
Okay, lass uns ehrlich sein: Technisch ist Ruffy and the Riverside nicht perfekt. Zumindest nicht auf allen Plattformen. Ich hab’s auf der ersten Switch gespielt – also nicht auf der neuen Switch 2 – und da merkt man dem Spiel leider an, dass es manchmal ein bisschen zu viel will. Die Framerate geht in manchen Gebieten spürbar in die Knie, besonders wenn viel auf dem Bildschirm los ist oder wenn du gerade wild am SWAPen bist. Es ist kein Totalausfall, aber man merkt deutlich: Das Ding braucht mehr Power, als die kleine Konsole locker aus dem Ärmel schütteln kann.

Auch die Steuerung ist ein bisschen… na ja, sagen wir charmant unpräzise. Nicht im Sinne von kaputt, aber du brauchst ein paar Minuten, um dich daran zu gewöhnen, wie Ruffy sich bewegt. Er hat so ein leicht schwammiges Handling, wie man’s von älteren 3D-Plattformern kennt – eben wieder dieser Rare-N64-Vibe, nur halt mit modernen Erwartungen im Nacken. Springen, Laufen, Zielen – das geht alles, aber so richtig knackig-feinfühlig ist es nicht. Besonders bei präzisen Sprungpassagen oder beim Platzieren der kopierten Texturen wünschte ich mir manchmal, ich könnte das Gamepad einfach kurz anschreien, damit es macht, was ich will.

Was das Spiel allerdings rettet: Es meint es gut mit dir. Rücksetzpunkte sind fair, Ladezeiten halten sich im Rahmen, und die meisten Macken sind eher nervig als game-breaking. Ich hatte keinen einzigen Absturz, keine kaputten Quests, nichts, was mir den Spielfortschritt ruiniert hätte. Es ist technisch gesehen ein bisschen roher Diamant – noch nicht perfekt geschliffen, aber definitiv spielbar. Und auf der Switch 2 oder am PC läuft’s angeblich deutlich sauberer. Wenn dir also ein paar technische Dellen nicht den Spaß verderben, wirst du hier trotzdem ne gute Zeit haben.
Kopfnicken im Plattformer – Soundtrack und Stimmung mit Flow
Wenn ein Spiel dich mit Hip-Hop-Beats in eine Cartoonwelt wirft, in der du mit Heuballen Rennen fährst und sprechende Schildkröten triffst, dann musst du erstmal gucken, ob das überhaupt zusammenpasst. Spoiler: Es passt. Und zwar erstaunlich gut. Der Soundtrack von Ruffy and the Riverside ist kein orchestrales Bombastgewitter, sondern eher laid-back, funky und durchweg charmant. Da mischen sich entspannte Beats mit verspielten Melodien, und manchmal kommt so ein leichtes Kopfnick-Gefühl auf, wie bei einem gut gelaunten Samstagmorgen-Cartoon. Das passt einfach wie die Faust aufs Auge zu dieser verspielten Welt.

Auch die Soundeffekte haben ihren eigenen Charakter. Wenn Ruffy eine Textur einsaugt, klingt das wie ein Mix aus Staubsauger und Comic-Pop, und die NPCs murmeln in einer Fantasiesprache, die irgendwo zwischen Banjo-Kazooie und Animal Crossing liegt. Es ist albern, aber liebenswert – und genau das ist der Ton, den das Spiel trifft. Es nimmt sich nicht zu ernst, und das merkt man auch am Audio-Design. Statt cineastischer Wucht bekommst du hier liebevolle Details, schräge Sounds und Musik, die dir beim Erkunden nicht auf den Keks geht – was schon viel wert ist bei einem Spiel, das will, dass du jede Ecke absuchst.

Was ich besonders mochte: Der Soundtrack passt sich gut ans Spieltempo an. In ruhigeren Momenten dudelt er eher im Hintergrund vor sich hin, aber sobald du in eine der actionreicheren Passagen stolperst oder ein kleines Minispiel startest, zieht er merklich an. Da ist kein Track dabei, der sich ins Gehirn brennt wie ein Zelda-Theme, aber das Gesamtpaket funktioniert einfach. Es trägt die Atmosphäre, ohne sich in den Vordergrund zu drängeln – und genau das macht’s angenehm.
Nostalgie mit Eigenbau-Charme – Für wen Ruffy wirklich funktioniert
Ruffy and the Riverside ist so ein Spiel, das du nicht jedem empfehlen kannst – aber den richtigen Leuten dafür umso mehr. Wenn du mit Banjo-Kazooie aufgewachsen bist, damals auf dem N64 stundenlang Jiggies gesammelt hast und heute beim Wort „Collectathon“ keine allergischen Reaktionen bekommst, dann wird dir dieses Spiel ziemlich sicher ein breites Grinsen ins Gesicht zaubern. Es ist kein hochglanzpoliertes Triple-A-Projekt, sondern eher wie ein handgemachtes Lieblingsstück aus dem Indie-Schrank. Charmant, ein bisschen schräg, technisch nicht perfekt – aber mit verdammt viel Herz.

Es richtet sich ganz klar an Spielerinnen und Spieler, die Lust auf eine kreative Spielidee haben und dabei nicht alles durchoptimieren wollen. Wer alles zu 100 Prozent kontrollieren muss, wird bei der Steuerung und der teils ungenauen Kamera wahrscheinlich fluchen. Und wer bei der Präsentation auf aktuelle Standards pocht, wird sich am Look oder an der Performance der Switch-Version stören. Aber alle, die sich auf den Stil einlassen und die Welt einfach erkunden wollen, bekommen hier ein Abenteuer, das überraschend viel zu bieten hat. Es wirkt ein bisschen so, als hätten ein paar Leute ihr Traumspiel gebaut – mit all den Ecken, Macken und Ideen, die große Studios längst weggeschliffen hätten.

Besonders hervorheben will ich nochmal, wie viel Spaß es macht, einfach rumzuprobieren. Die Welt von Ruffy fühlt sich nicht nach Checklistenarbeit an, sondern eher nach einer bunten Spielwiese, auf der du ständig neue kleine Überraschungen findest. Das ist kein Spiel, das dich zwingt, effizient zu sein – sondern eins, das dich ermutigt, einfach mal dumm rumzualbern. Und genau das fehlt mir in vielen modernen Titeln. Ruffy and the Riverside ist nicht perfekt – aber gerade deshalb irgendwie genau das Richtige.
Kleines Spiel, große Seele – Mein Fazit zu Ruffy and the Riverside
Ruffy and the Riverside ist so ein Spiel, das man nicht erklärt bekommt, sondern erleben muss. Es hat nicht die Hochglanzoptik eines AAA-Titels, nicht den Umfang eines 200-Stunden-Epos, aber es hat genau das, was viele moderne Spiele verloren haben: Persönlichkeit. Es ist mutig genug, eine verrückte Idee wie das Kopieren und Einfügen von Umgebungen ins Zentrum zu stellen, und charmant genug, dass man ihm seine kleinen Schwächen gerne verzeiht. Wenn ich durch die Welt laufe, auf einem Heuballen durch eine Halfpipe rolle oder ein Rätsel auf meine ganz eigene Weise löse, dann merke ich: Hier will jemand, dass ich Spaß habe – nicht, dass ich Checklisten abarbeite.
Klar, technisch ist noch Luft nach oben. Die Steuerung wackelt, die Kamera zickt, und auf der alten Switch geht dem Spiel manchmal ein bisschen die Puste aus. Aber unter all dem steckt ein richtig gutes Herz. Eines, das laut und bunt schlägt, das lacht, das dich zum Grinsen bringt – und das dir ein Stück dieser alten Magie zurückgibt, die man früher hatte, wenn man einfach mal ohne Ziel durch eine bunte Spielewelt gestolpert ist. Wenn du sowas vermisst, dann gib Ruffy eine Chance. Er ist nicht perfekt – aber verdammt nochmal echt.