SCUM 1.0 ist endlich draußen. Nach gefühlt einer halben Ewigkeit im Early Access haben die Entwickler von Gamepires das Ding jetzt offiziell rausgehauen. Als Publisher steht Jagex dahinter und der Release war am 17. Juli 2025 für PC via Steam erfolgt. Klingt erstmal wie ein typisches Survivalspiel unter vielen, aber SCUM macht von Anfang an klar dass es keinen Bock auf einfache Regeln hat.
Du wachst auf einer riesigen Insel auf, halb nackt, mit leeren Taschen und einem Stofffetzen als Hose und dann heißt es einfach überleben. Ohne viel Erklärung, ohne Mitleid. SCUM ist keine Power-Fantasy mit Basebau in zehn Minuten. Es ist dreckig, hart, manchmal unfair aber fast immer spannend. Und genau darin liegt sein Reiz. Wenn du gerne leidest und dabei lachen kannst bist du hier goldrichtig.
Körperpflege war gestern
Wer in SCUM einfach nur Looten und Schießen will wird spätestens nach ein paar Ingame-Tagen feststellen dass sein Charakter mehr braucht als nur eine volle Waffe. Das Spiel zwingt dich dazu über Wasserhaushalt Vitamine Kalorien und sogar den Verdauungsprozess nachzudenken. Und ja du kannst dich überfressen kotzen Durchfall bekommen oder im schlimmsten Fall einfach zusammenklappen weil dein Körper nicht mehr mitmacht.

Klingt absurd ist aber ziemlich clever. Statt einfach eine Gesundheitsleiste zu haben arbeitet SCUM mit einem komplexen System aus Nährstoffen Blutzuckerwerten und Muskelmasse. Anfangs denkt man sich noch was soll der Quatsch aber irgendwann ertappst du dich dabei wie du ernsthaft versuchst deinen Vitamin-D-Mangel mit Pilzen auszugleichen. Oder du freust dich über einen perfekt ausgewogenen Stuhlgang. Kein Witz das passiert wirklich. Es ist genau dieser seltsame Mix aus Ernst und Albernheit der SCUM so besonders macht. Hier wirst du nicht einfach überleben hier wirst du jeden verdammten Tag analysieren wie dein virtueller Körper gerade drauf ist und das fühlt sich belohnend an.
Wenn dir der Regen ins Gesicht lacht
Die Insel in SCUM war schon immer groß, aber jetzt ist sie endlich auch atmosphärisch. Das Entwicklerteam hat die komplette Spielwelt überarbeitet und dabei nicht einfach nur neue Texturen draufgeklatscht. Stattdessen merkt man an jeder Ecke, dass hier jemand mit viel Liebe zum Detail gewerkelt hat. Dichte Wälder wirken jetzt wie echte Orte, nicht wie Copy-Paste-Kulisse. Das Wetter spielt verrückt, Regen verändert den Boden sichtbar und hinterlässt Pfützen und Matsch.

Kleidung saugt sich voll und trocknet langsam wieder, während Nebel über die Hänge zieht und dir die Sicht nimmt. Wenn du in der Dämmerung durch ein verfallenes Dorf läufst, hörst du den Wind durch kaputte Fenster pfeifen und plötzlich fühlst du dich nicht mehr wie in einem Spiel. SCUM bringt dich dazu innezuhalten, nicht nur wegen möglicher Gegner, sondern weil die Welt dich tatsächlich beeindruckt. Es ist nicht perfekt, klar, manchmal zickt das Streaming und ein paar Texturen laden spät, aber das Gesamtbild ist stimmig. Hier wurde nicht einfach nur nachgebessert, hier wurde aufgewertet. Und das merkt man fast in jeder Minute.
Schieß zuerst, frag später niemanden
Wer denkt er könne in SCUM einfach wie Rambo durch die Gegend ballern wird ziemlich schnell auf dem Boden der Realität landen und zwar meistens mit einem Schuss im Bein oder einem Pfeil im Hals. Das Kampfsystem fühlt sich roh und direkt an ohne große Spielereien. Waffen verziehen realistisch Munition ist oft knapp und ein einziger Fehler kann das Ende bedeuten. Besonders spannend wird es wenn du auf andere Spieler oder die neuen bewaffneten NPCs triffst. Die verhalten sich nicht wie Kanonenfutter sondern gehen in Deckung flankieren dich oder überraschen dich in Momenten in denen du gerade entspannt eine Dose Bohnen futtern willst.


Es gibt keine übertriebenen Animationen oder riesige Effekte sondern einfach nur ehrliches dreckiges Geballer. Wer laut ist zieht Gegner an wer schleicht hat Chancen aber auch Risiken. Besonders cool finde ich dass der Sound dabei eine große Rolle spielt. Du hörst entfernte Schüsse oder Schritte im Laub und dein Puls geht automatisch hoch. Jeder Kampf fühlt sich wichtig an egal ob gegen einen Mitspieler oder einen wilden Hund. Und genau das macht das Ganze so intensiv. SCUM zwingt dich dazu aufmerksam zu bleiben jede Waffe zu kennen und nicht zu glauben du seist der King nur weil du gerade eine Schrotflinte in der Hand hast.
Von Häftling zum Helden oder auch nicht
SCUM wirft dich nicht nur irgendwo in die Wildnis und lässt dich verhungern sondern gibt dir jetzt auch ein Ziel. Oder besser gesagt mehrere. Mit dem neuen Questsystem bekommst du Aufgaben die dich durch die Welt führen und dir eine grobe Richtung geben. Das klingt erstmal nicht besonders aufregend aber die Art wie das ins Spiel eingebunden ist passt wie die Faust aufs Auge. Du bist ein Gefangener auf einer Gefängnisinsel der Teil einer bizarren Reality-TV-Show ist und genau das spürst du auch bei den Quests. Es gibt Aufträge bei denen du alte Bunker erkunden sollst oder mysteriöse Orte finden musst aber nie mit dem Holzhammer erklärt.


Vieles ergibt sich aus der Umgebung aus Hinweisen oder reinen Beobachtungen. Und wenn du keinen Bock auf Quests hast kannst du sie auch einfach ignorieren und trotzdem Spaß haben. Das Fortschrittssystem bleibt dabei flexibel. Du verbesserst deine Skills durchs Tun und nicht durchs Menügeklicke. Wer viel schießt wird besser im Schießen. Wer viel läuft wird ausdauernder. Es ist ein klassisches Learning-by-doing-Prinzip das perfekt zur rauen Spielwelt passt. Du schreibst dir deine Geschichte selbst und ob du als Einzelgänger im Wald lebst oder mit einer Truppe Bunker plünderst liegt komplett bei dir.
Zwischen Schönheitskur und Systemabsturz
Technisch hat SCUM einiges auf dem Kasten aber nicht alles läuft immer rund. Die Grafik wurde deutlich aufpoliert und das sieht man. Waffenmodelle sind detaillierter Animationen flüssiger und die Beleuchtung sorgt gerade bei Sonnenaufgang oder in Bunkern für richtig dichte Atmosphäre. Auch die Vegetation wirkt glaubhafter besonders wenn Wind durchs hohe Gras streicht oder Regen den Boden in eine matschige Rutschpartie verwandelt. Trotzdem merkt man dem Spiel stellenweise seinen wilden Early-Access-Ursprung an. Es gibt noch kleinere Bugs Clipping-Probleme und hier und da einen KI-Aussetzer. Besonders bei schnellen Gefechten oder Fahrzeugnutzung kann es schon mal passieren dass ein Gegner dich aus dem Nichts trifft obwohl er eigentlich an einem Baum festhing.

Die Performance ist insgesamt stabil aber nicht perfekt. Auf gutem Mittelklasse-PC läuft SCUM meistens flüssig aber in Städten oder bei starkem Wetter geht die Framerate schon mal in die Knie. Das ist nicht spielentscheidend aber es reißt einen kurz raus. Trotzdem überwiegt der Eindruck dass hier in Sachen Technik ordentlich geschraubt wurde. SCUM wirkt jetzt deutlich runder als noch vor einem Jahr und gerade die neuen Audioeffekte machen das Ganze nochmal immersiver. Wenn du in der Ferne einen Schuss hörst zuckst du zusammen weil du weißt dass der nicht nur Deko ist sondern gleich jemand mit geladenem Gewehr um die Ecke kommen könnte.
Scheißernst und trotzdem witzig
SCUM nimmt sich selbst nicht zu ernst und das ist auch gut so. Denn bei all dem Hardcore-Survival mit Kalorienrechner und Munitionsknappheit brauchst du zwischendurch einfach was zum Lachen. Und das liefert das Spiel auf eine wunderbar trockene Art. Sei es die Tatsache dass du deinen Stuhlgang verwalten musst oder dass dein Charakter einfach mal umfällt weil du ihm zu viel Fast Food in den virtuellen Magen gedrückt hast. SCUM spielt bewusst mit dem Absurden ohne sich dabei komplett in die Lächerlichkeit zu stürzen. Es ist schwarzer Humor mit einem Augenzwinkern und genau das passt perfekt zum Ton der Spielwelt.


Die Insel ist grausam aber sie erlaubt sich kleine absurde Spitzen die dir auch nach dem zehnten Bildschirmtod noch ein Grinsen entlocken. Wenn du zum Beispiel versuchst einen Zombie mit einer Unterhose zu bekämpfen oder in einem Bunker einfach in deine eigene Bärenfalle trittst wirkt das alles völlig übertrieben und doch irgendwie nachvollziehbar. Es ist nicht der HaHa-Klamauk sondern eher dieses trockene Na klar ist das jetzt auch noch passiert Gefühl. Und genau dieser Humor macht SCUM trotz seiner Härte zugänglicher. Du darfst hier scheitern und dich trotzdem dabei amüsieren. Weil das Spiel weiß wie bekloppt es eigentlich ist. Und weil es dir nicht ständig auf die Finger haut sondern auch mal über dich lacht.
Fazit – Blut, Schweiß und Bohnen aus der Dose
SCUM ist kein Spiel für Ungeduldige. Es gibt dir nichts geschenkt, erklärt dir wenig und tritt dir regelmäßig vors Schienbein. Aber genau das macht es so gut. Wenn du es schaffst dich auf die Spielmechaniken einzulassen wirst du mit einem Survival-Erlebnis belohnt das kaum ein anderes Spiel so konsequent durchzieht. Du lernst aus deinen Fehlern, wirst vorsichtiger, planst besser und freust dich irgendwann über jede selbst erlegte Taube wie über einen Bosskampf in einem anderen Spiel. Die vielen Systeme greifen jetzt besser ineinander als je zuvor und auch wenn es hier und da noch ein paar Ecken und Kanten gibt fühlt sich SCUM wie ein richtiges Spiel an.
Nicht wie ein Baukasten oder eine ewige Baustelle sondern wie ein Produkt das endlich seinen eigenen Maßstab gefunden hat. Klar, du brauchst Zeit und Nerven und vielleicht auch ein paar Freunde mit denen du das Leid teilen kannst. Aber wenn du dran bleibst wirst du nicht nur besser sondern verstehst irgendwann auch warum SCUM so eine treue Community hat. Weil es dich ernst nimmt, weil es dich leiden lässt und weil es dich immer wieder überrascht. Und weil es trotz aller Härte nie vergisst, dass Spiele auch Spaß machen dürfen. Selbst wenn du dabei mit einer rostigen Gabel gegen einen bewaffneten Mech kämpfst.