Es gibt Spiele, die fühlen sich so an, als hätte jemand in deinem Kopf nachgeschaut, was du im Alltag eigentlich gerne hättest, und es dann einfach als Steam-Spiel verpackt. Tech Market Simulator ist genau so ein Kandidat. Ein Laden nur für Technik-Kram, den du komplett selbst managen darfst? Monitore stapeln, Mäuse mit RGB-Geblinke verkaufen, den Kunden das Headset aus den virtuellen Regalen reißen lassen? Ja bitte, hier unterschreibe ich sofort.
Ersteindruck – wie Media Markt, nur ohne genervte Verkäufer
Mein erster Gedanke nach ein paar Stunden Tech Market Simulator war: „Okay, das ist also mein neuer Feierabend-Job.“ Du kriegst einen winzigen Laden, ein paar Regale und ein Konto, das sich eher nach Praktikantengehalt als nach Großhändler anfühlt. Klingt unspektakulär – ist es auch. Aber genau da liegt der Reiz: Das Spiel macht nichts Spektakuläres, sondern einfach nur Ladenalltag im Zeitraffer. Und trotzdem hab ich mich dabei erwischt, wie ich stundenlang Produkte ins Regal geschoben habe, nur um die nächste kleine Erweiterung freizuschalten.

Das Spiel wirft dir keine Bibel an Spielmechaniken entgegen, sondern eher einen Einkaufszettel. „Hier ist dein Regal, hier deine Kiste, stell’s rein, verkauf’s.“ Fertig. Das ist angenehm simpel, manchmal aber auch ein bisschen zu sehr „mach mal“. Gerade am Anfang hätte ein klareres Tutorial geholfen, weil man manches nur durch Ausprobieren versteht. Aber seien wir ehrlich: Es ist ein Spiel übers Einräumen – so viel falsch machen kann man nicht. Nach zehn Minuten wusste ich, wo der Hase langläuft, und ab da hat’s funktioniert.
Gameplay – Regal-Tetris und Zen-Momente
Der Loop ist simpel: Ware einkaufen, Regale vollknallen, Kunden abkassieren, Geld reinvestieren. Klingt nach Arbeit, fühlt sich aber eher wie ein meditatives Clicker-Game an. Dieses „noch schnell die Kiste leer räumen, bevor ich aufhöre“ zieht brutal. Und ehe man sich’s versieht, ist die halbe Nacht weg.
Natürlich wird das irgendwann zur Routine. Aber genau diese Routine macht’s angenehm. Es ist so ein Spiel, das du nach einem langen Tag startest, um runterzukommen. Kein Stress, keine Explosionen, einfach nur „Wie richte ich mein virtuelles Nerd-Lager möglichst ordentlich ein?“ Klar, das Balancing ist nicht super komplex – Preise ändern sich kaum, wirklich pleitegehen wirst du auch nicht. Aber hey: Wer will schon in einem Spiel ständig Insolvenz anmelden?

Grafisch ist Tech Market Simulator so spektakulär wie eine Büroausstattung bei IKEA. Alles zweckmäßig, nichts hässlich, nichts weltbewegend. Kunden sehen aus wie generische NPCs aus einem Baukasten, die eher zufällig in deinem Laden stehen. Aber: es funktioniert. Du erkennst, was was ist, und mit ein bisschen Fantasie wirkt der Laden irgendwann wie dein kleines Nerd-Paradies.
Sound? Eher Hintergrundrauschen. Man vergisst ihn schnell, was aber auch heißt: Du kannst Spotify oder einen Podcast laufen lassen, und das passt perfekt. Und genau das gibt dem Ganzen diesen entspannten Flow.

Technik – stabil, aber noch mit Baustellen
Technisch läuft Tech Market Simulator erstaunlich solide für ein Early-Access-Ding, das gefühlt ein einzelner Mensch in einer verrauchten Studentenbude zusammengekloppt hat. Abstürze? Hatte ich keine. Speicherstände zerschießen sich? Auch nicht. Das ist schon mal mehr, als man von manch „AAA“-Titel zum Release sagen kann.
Trotzdem merkt man schnell: Hier ist noch Feintuning nötig. Die Steuerung fühlt sich okay an, aber nicht immer so smooth, wie man’s sich wünschen würde. Gerade beim Platzieren von Regalen oder Kisten hakelt es gerne mal, als ob das Spiel erst überlegen muss: „Meinst du jetzt wirklich DIESES Regal oder das drei Pixel daneben?“ Man gewöhnt sich dran, aber beim ersten Mal ist’s nervig.
Performance ist so ein zweischneidiges Schwert. Auf meinem Mittelklasse-PC lief das Ding butterweich mit stabilen Frames, auch wenn der Laden schon ordentlich vollgestopft war. Aber sobald man wirklich anfängt, Regale bis an die Decke zu stapeln und zig Produkte gleichzeitig rumliegen, merkt man kleine Ruckler. Nichts, was das Spiel unspielbar macht, aber man spürt, dass die Engine nicht für Tausende Objekte gleichzeitig optimiert ist.
Bugs? Joa, gibt’s. Die Kunden verhalten sich manchmal wie Sims nach drei Energy-Drinks – sie bleiben in Türen stecken, drehen sich auf der Stelle oder schieben dich einfach zur Seite, als wäre dein Laden der Nürburgring. Kisten glitchen auch gern mal halb ins Regal, und es ist schon vorgekommen, dass ich eine halbe Stunde nach einer vermissten Lieferung gesucht habe, die einfach unsichtbar im Lager stand. Kleinigkeiten, die man mit einem Patch fixen kann, aber momentan gehört’s halt zum Alltag.
UI und Menüführung sind zweckmäßig, aber könnten echt noch Liebe vertragen. Die Inventarverwaltung ist ein bisschen sperrig, das Kaufen größerer Mengen Produkte fühlt sich wie Klickarbeit an, und die Preisanzeige ist so winzig, dass man manchmal vergisst, ob man gerade noch Plus oder schon Minus macht. Da wünscht man sich einfach ein paar Quality-of-Life-Features, die hoffentlich mit Updates nachgeschoben werden.
Fazit – Feierabend-Game mit Regal-Charme
Tech Market Simulator ist kein Schwergewicht, kein Strategie-Monster und auch keine optische Offenbarung. Aber es hat diese heimliche Stärke: Es gibt dir Routine, Entspannung und das Gefühl, ganz langsam etwas Eigenes aufzubauen. Wer House Flipper oder Gas Station Simulator mochte, findet hier ein ähnliches Ding, nur eben mit mehr Regalen und weniger Dreck.
Für Hardcore-Manager ist es zu flach, für Grafik-Fetischisten zu nüchtern. Aber wenn du nach einem Game suchst, das dich runterholt und gleichzeitig deinen inneren Ordnungsfreak befriedigt, dann wirst du hier vielleicht happy. Und mal ehrlich: Wann sonst hast du schon mal Spaß daran, Regale einzuräumen?
