Seit dem 13. August habe ich einen Testcode von The Scouring in den Händen und die letzten Tage ordentlich Zeit reingesteckt. Auf den ersten Blick schreit das Spiel ganz klar: Warcraft-Feeling! Zwar steckt das Ganze noch im Early Access und eine Kampagne fehlt aktuell komplett, aber mit Multiplayer, Skirmish und einem spannenden Heldenmodus gibt es genug Stoff, um in die Schlachten einzutauchen.
Der Einstieg
Ein klassisches Tutorial fehlt – wer schon mal ein RTS wie Warcraft 3 oder Age of Empires gespielt hat, findet sich aber direkt zurecht. Statt Schritt-für-Schritt-Anleitung gibt es kleine Tipps, die man bei Bedarf anklicken kann. Das reicht für Genreveteranen völlig, Neulinge dürften anfangs allerdings etwas ratlos vor den Menüs stehen.

Gameplay und Modi
Im Kern gibt’s den klassischen Aufbau-RTS-Loop: Ressourcen sammeln, Basis aufbauen, Armee produzieren und den Gegner plätten. Dazu stehen 14 Karten zur Auswahl, von kleinen 1-gegen-1-Scharmützeln bis zu großen 8-Spieler-Matches. KI-Gegner lassen sich auf ‚leicht‘ angenehm weghauen, auf ‚schwer‘ ziehen sie dann schon ordentlich an – leider fehlt da die Mittelstufe, sodass man sich zwischen Spaziergang und Schwitzhänden entscheiden muss.
Spannend ist der Heldenmodus: Statt einer ganzen Armee steuert man nur einen einzelnen Helden, sammelt Items, levelt hoch und macht die Gegner platt. Das Ganze ist nostalgisch, flott und hat für mich den meisten Charme. Drei verschiedene Helden gibt es aktuell: den Anführer im Nahkampf, den Attentäter für Fernkampf und den Nekromanten als Magier. Jeder spielt sich spürbar anders und bringt Abwechslung rein.
Ein besonderes Extra sind Skript-Events – bisher gibt es allerdings nur eins: Nachts stehen die Gefallenen wieder auf und belagern die Spieler. Je mehr Blut geflossen ist, desto mehr Untote tauchen auf. Das sorgt für ordentlich Druck und macht Matches spürbar unberechenbarer. Hoffentlich kommen hier bald noch mehr Varianten.

Grafik & Atmosphäre
Die Optik von The Scouring setzt klar auf den bunten Comic-Stil, den man noch aus Warcraft 3-Zeiten kennt. Figuren wirken etwas kantig, aber charmant, und auch die Gebäude erinnern stark an das klassische RTS-Flair der frühen 2000er. Man sollte hier kein High-End-Grafikfeuerwerk erwarten – dafür aber eine liebevoll gestaltete Spielwelt, die ihren Zweck erfüllt: Übersicht behalten, Einheiten schnell unterscheiden und trotzdem ein bisschen Stimmung transportieren. Besonders gelungen finde ich die Karten: Mal grüne Wälder, mal dunkle Sümpfe, dazu abwechslungsreiche Tageszeiten – und wenn nachts die Skelette aus den Gräbern kriechen, passt die Optik einfach perfekt. Der Nostalgiefaktor ist hoch, ohne billig zu wirken.

Sound & Musik
Beim Soundtrack bekommt man ebenfalls genau das, was man erwartet: orchestrale Fantasy-Melodien, die zwar nicht besonders experimentell sind, aber wunderbar die Atmosphäre tragen. Sie plätschern angenehm im Hintergrund und steigern sich, sobald die Action losgeht. Besonders witzig: Manche Soundeffekte der Einheiten klingen fast wie eine kleine Hommage an Warcraft – diese leicht überzeichneten Klick-Sounds beim Befehle geben wecken sofort Erinnerungen. Die Helden haben eigene Sprachsamples, die zwar aktuell noch recht knapp ausfallen, aber dem Spiel Charakter verleihen. Für mich ist das Sounddesign genau auf dem Punkt – nicht aufdringlich, aber immer präsent genug, dass es Stimmung macht.
Technik
Technisch läuft The Scouring schon erstaunlich stabil für ein Early-Access-Spiel. Klar, ein paar Abstürze hatte ich bisher – die waren aber selten und haben den Gesamteindruck kaum geschmälert. Ladezeiten sind angenehm kurz, die KI reagiert flott und die Performance bleibt selbst bei größeren Armeen stabil. Auch im Multiplayer hatte ich bisher keine Lags, die Matches liefen sauber durch. Die Benutzeroberfläche könnte an manchen Stellen noch etwas komfortabler sein – gerade beim schnellen Produzieren von Einheiten merkt man, dass Feinschliff fehlt. Aber insgesamt ist das Paket jetzt schon erstaunlich rund. Für ein Spiel, das gerade erst am 12. August in den Early Access gestartet ist, wirkt es überraschend ausgereift.

Multiplayer
Auch im Multiplayer macht The Scouring bisher eine gute Figur. Matches laufen stabil, die Verbindung war bei meinen Tests problemlos. Gegner wurden fix gefunden, und die Balance zwischen den beiden Völkern – Menschen und Orks – wirkte fair. Da ist zwar noch Luft nach oben (Elfen oder Zwerge würden sich sicher gut machen), aber die Basis steht.

Fazit
The Scouring ist kein revolutionäres RTS, aber genau das macht den Reiz aus. Es fühlt sich an wie ein verlorener Cousin von Warcraft 3, den man nach Jahren wiedertrifft. Der Heldenmodus macht richtig Laune, die Skirmish-Schlachten halten bei Laune, und trotz Early Access spürt man, dass hier eine solide Basis liegt. Klar, eine Kampagne und mehr Völker wären wünschenswert, aber schon jetzt macht das Spiel einfach Spaß. Für Nostalgiker und RTS-Fans definitiv einen Blick wert.