Ich dachte, das hier wird so ein kleines, nettes Snackspiel für zwischendurch. Du weißt schon: bisschen Gemüse schnibbeln, Grill anschmeißen, Wrap zusammenrollen, alle glücklich. Aber Wrap House Simulator hatte da andere Pläne. Wrap House Simulator fühlt sich an wie eine Mischung aus Gordon Ramsay auf Koffein und „Overcooked“, nur ohne das Cartoon-Gewand, aber dafür mit einer ordentlichen Prise Realität.
Was als entspannter Feierabendsnack begann, endete in einer Küchenschlacht, bei der ich gleichzeitig Manager, Koch, Putzkraft und Therapeut für überforderte Mitarbeiter war. Und ja, ich hab beim Zwiebeln schneiden mehr geschwitzt als mein virtueller Grill.

Rein ins Wrap-Labyrinth
Der Einstieg ist… sagen wir mal: rustikal. Ein Tutorial gibt’s, aber das ist eher so ein „Hier ist dein Laden, viel Glück“-Moment. Die ersten Minuten verbringst du damit, hektisch durchs Lager zu rennen, Zutaten falsch zu stapeln und Wraps zu servieren, die eher wie zusammengeklappte Unfälle aussehen.
Aber irgendwie hat das auch Charme. Man lernt durch Scheitern, und davon gibt’s reichlich. Kein übergriffiger Voice-Over-Typ, der dir erklärt, wie du zu leben hast. Nur du, eine viel zu kleine Küche und die leise Ahnung, dass du gleich alles in Brand setzt.
Das Spiel zieht dir also nicht sofort die Schürze über den Kopf, aber wenn du ein bisschen Geduld mitbringst und nicht bei jedem falsch belegten Wrap gleich ragequittest, kommst du überraschend schnell rein.

Wrap it till you make it
Was du hier tust? Du machst Wraps. Klingt simpel. Ist es aber in Wrap House Simulator nicht. Du jonglierst Zutaten, rennst zwischen Lager, Grill und Schneidbrett hin und her, versuchst halbwegs effizient zu sein und fällst trotzdem regelmäßig auf die Nase.
Der Gameplay-Loop ist simpel, aber stressig im positiven Sinne. Wenn’s läuft, fühlst du dich wie ein Küchengott auf Speed. Wenn’s nicht läuft, ist es ein bisschen wie beim Improvisationskochen mit zu wenig Händen und zu vielen Bestellungen.
Was das Spiel dabei echt gut macht: Du merkst schnell, wie du besser wirst. Erst brauchst du für einen Wrap eine halbe Ewigkeit. Zwei Stunden später jonglierst du drei gleichzeitig, während du im Kopf schon die Einkaufsliste für den nächsten Tag planst.
Die Solo-Kampagne hat dabei ihre Limits und irgendwann merkt man, dass die Tage sich wiederholen und das große Ziel etwas diffus bleibt. Aber gerade im Koop-Modus entfaltet das Spiel seinen vollen Wahnsinn. Du schreibst keine Highscores, du überlebst.

Atmosphäre & Welt – Kein Glamour, aber echtes Küchenflair
Grafisch ist das Ganze eher pragmatisch: saubere Modelle, zweckmäßige Texturen, kein Grafikblender. Aber das passt. Es fühlt sich an wie eine Küche, steril, hektisch, aber nicht ungemütlich.
Was wirklich gefällt: die kleinen Details von Wrap House Simulator. Ein Hund, der im Hintergrund durchläuft. Eine schnaufende Kaffeemaschine. All das verleiht dem Spiel Charakter, ohne sich aufzudrängen.
Der Sound? Auch hier: funktional, aber stimmig. Kein Soundtrack, der dir den Kiefer runterklappen lässt, aber das Brutzeln der Pfanne, das Ping vom Ofen, die genervten Kundenrufe – das ist genau der Lärm, den man in so einem Spiel hören will. Authentisch wie ein voller Imbisswagen an einem Samstagabend.

Multiplayer & KI – Zu zweit wird’s besser. Zu viert wird’s absurd.
Wrap House Simulator ist ganz klar ein Koop-Spiel. Allein geht’s, aber zu zweit oder dritt wird’s richtig gut – und zu viert wird’s ein kompletter Albtraum im besten Sinne.
Ihr ruft euch gegenseitig an, schreit euch an, vergesst, wer was schneidet, und dann steht wieder irgendein Honk mit nem halb belegten Wrap vorm Kunden. Und trotzdem feiert ihr jeden Tag, den ihr gemeinsam überlebt habt.
Die KI? Gibt’s nicht wirklich. Kunden sind funktional, denn sie wollen Futter, sonst sind sie sauer. Und die Helfer*innen? Na ja, mit viel Wohlwollen „rudimentär“. Aber: Das Spiel weiß, dass es keine große Sim ist. Es geht ums Chaos, ums Improvisieren – und das funktioniert mit echten Menschen einfach besser.

Technik – läuft, aber stolpert manchmal
Technisch läuft das Ganze ordentlich, zumindest meistens. Gelegentlich hakelige Klicks, manchmal glitscht dir ein Salatblatt aus dem Inventar, und ja, beim Möbelrücken kann schon mal die Tür verschwinden.
Aber das ist alles halb so wild. Die Entwickler patchen fleißig, hören auf Feedback und geben dem Spiel die Aufmerksamkeit, die es braucht. Klar, es ist kein Triple-A-Küchenbrett aber es läuft rund genug, um Spaß zu machen, und das ist, was zählt.

Fazit – Wrap it, slap it, love it (aber nur wenn du’s kannst)
Wrap House Simulator ist keine große Simulation, kein Spiel mit tiefem Progression-System oder ausgefeiltem Storybogen. Aber es ist verdammt unterhaltsam. Gerade mit Freund*innen macht’s richtig Laune und nicht, weil es perfekt ist, sondern weil es echt ist.
Wenn du Bock auf Stressküche hast, wenn du „Overcooked“ mochtest, aber realistischere Vibes willst, wenn du Spiele magst, bei denen der Witz aus dem Versagen kommt, dann ist das hier dein Ding.