Manchmal landet man in einem Spiel, das so aussieht, als hätte jemand ein Bilderbuch über japanische Mythen genommen, es mit Neonfarbe überschüttet und gesagt: Hier, mach ein Roguelite draus. Genau das ist Yasha Legends of the Demon Blade vom taiwanesischen Indie-Studio 7QUARK. Seit dem 15. Mai 2025 schnetzelt man sich durch Edo-Japan auf PC, PlayStation 4 und 5, Xbox Series und Nintendo Switch. Und ja, man tut das mit Stil – zumindest meistens. Das Spiel kombiniert schnelle Action, Roguelite-Mechaniken und eine gute Portion Yokai-Flair, alles in einer hübsch animierten Welt, die irgendwo zwischen Anime-Charme und Dämonen-Drama pendelt.
Ich hab mich reingestürzt, Dämonen verkloppt, Festival-Stände geplündert und mehr als einmal an der Steuerung gezweifelt. Was bleibt, ist ein Spiel mit einem süßen Look, einer angenehm fordernden Kurve – und leider auch ein paar kleinen Stolperfallen. Aber hey, wer läuft schon elegant, wenn ein Oger mit Keule hinter einem her ist?
Drei Kämpfer, drei Persönlichkeiten und ein Haufen Dämonenprügel
Yasha Legends of the Demon Blade wirft dich nicht einfach in die Action und sagt viel Glück, sondern gibt dir gleich drei spielbare Charaktere an die Hand, die nicht nur unterschiedlich kämpfen, sondern auch ihre eigene Story mitbringen.
Da hätten wir Shigure, die klassische Ninja mit Katana und einem Hang zur Unsterblichkeit – klingt cool, spielt sich auch so. Sie ist flink, präzise und fühlt sich fast so an, als würde man einen flüssigen Anime kontrollieren. Dann gibt’s noch Sara, eine Oni-Botschafterin mit zwei Dolchen und der Energie eines hyperaktiven Wiesel. Ihre Combos sind schnell, aggressiv und ideal, wenn man sich wie ein Wirbelwind durchs Gegnerfeld schlitzen will. Und dann ist da noch Taketora, ein massiver Dämonen-Samurai, der entweder mit dem Bogen oder seinen Fäusten kämpft – letzteres übrigens mit der Feinfühligkeit eines einstürzenden Gebäudes.

Was schön ist: Die drei fühlen sich wirklich unterschiedlich an. Man merkt sofort, dass sich hier jemand Gedanken gemacht hat, wie man Varianz ins Gameplay bringt, ohne nur neue Skins drüberzulegen. Man hat Bock, alle drei auszuprobieren, einfach um zu sehen, wie sich ihre Moves gegen die Dämonenbrut schlagen. Die Stories, die sie mitbringen, sind zwar eher schmückendes Beiwerk und reißen keine Emotionen vom Hocker, aber sie helfen zumindest, das Ganze nicht völlig in Roguelite-Beliebigkeit abdriften zu lassen.
Roguelite mit Rhythmus – und einem Hauch Matsuri-Magie
Spielmechanisch macht Yasha Legends of the Demon Blade vieles richtig, wenn auch nicht alles neu. Du kämpfst dich durch prozedural generierte Level, sammelst Items, stärkst deine Waffen mit sogenannten Seelenkugeln und hoffst, dass der nächste Raum kein Grab wird. Klassisches Roguelite also – aber mit einer Prise japanischem Flair und ein paar netten Ideen. Besonders das Dämonenfestival nach jedem Bosskampf hat bei mir Eindruck hinterlassen. Stell dir vor, du haust einem übergroßen Yokai eins auf die Mütze, und zur Belohnung gibt’s ein Fest mit Laternen, Nudelständen und netten NPCs. Klingt absurd? Ist es auch. Aber irgendwie funktioniert’s.
Was das Spiel dabei wirklich gut macht, ist das Gefühl von Progression. Auch wenn man stirbt – und das wird man oft – hat man nicht das Gefühl, dass alles umsonst war. Waffen bleiben, Upgrades motivieren und mit jedem Run kommt man ein Stück weiter. Kein Roguelite, das einen von Anfang an wie Dreck behandelt, sondern eher eins, das einem sanft aber bestimmt sagt: Versuch’s nochmal, du hast diesmal echt was gelernt.

Wären da nur nicht die kleinen Haken. Die Steuerung zum Beispiel fühlt sich nicht immer so präzise an, wie man es in so einem Spiel erwartet. Gerade wenn’s hektisch wird – und das wird’s häufig – hat man das Gefühl, dass die Figur nicht ganz das macht, was man will. Kein Gamebreaker, aber es sorgt dafür, dass man hin und wieder stirbt und sich fragt, ob’s jetzt der eigene Fehler war oder die schwammige Eingabe.
Kunst zum Kuscheln – bis der Dämon kommt
Grafisch ist Yasha Legends of the Demon Blade ein echtes Leckerli. Die handgezeichneten Hintergründe, die liebevoll animierten Charakterporträts und der allgemeine Stil schreien nicht nur Anime, sie flüstern auch ganz leise Studio Ghibli – zumindest, bis dir ein kopfloser Samurai mit Flammenatem entgegenspringt. Jeder neue Levelabschnitt sieht aus wie eine Seite aus einem Bilderbuch, das jemand nachts im Geisterwald vergessen hat. Diese Mischung aus Zucker und Schrecken funktioniert erstaunlich gut und sorgt dafür, dass man selbst nach dem x-ten Tod gerne nochmal hinschaut.
Besonders gefallen haben mir die kleinen Details: die wehenden Laternen im Wind, die melancholische Musik im Hintergrund, wenn man durch ein verfluchtes Dorf schleicht, oder die Art, wie Charaktere in Zwischensequenzen liebevoll gezeichnet sind – als hätte jemand sein ganzes Herz in diese Skizzen gegossen. Hier merkt man: Das Team hatte eine klare Vision, was die Ästhetik angeht. Und das hat mich ehrlich gesagt über manche spielerischen Macken hinwegsehen lassen.

Was man allerdings auch sagen muss: In Bewegung verliert das Ganze manchmal etwas an Schärfe. Die Animationen sind hübsch, aber nicht immer ganz flüssig. Gerade wenn mehrere Effekte gleichzeitig auf dem Bildschirm explodieren, wird’s schnell mal chaotisch – visuell wie steuerungstechnisch. Trotzdem: Ich hatte oft das Gefühl, ein kleines Kunstwerk zu spielen, und das ist mehr, als man von vielen Genrevertretern sagen kann.
Yokai-Soundtrack mit einem Hauch Haiku und Hieb
Klanglich bleibt Yasha Legends of the Demon Blade angenehm zurückhaltend, aber genau das passt zur melancholischen Stimmung des Spiels. Die Musik dudelt nicht einfach im Hintergrund vor sich hin, sondern taucht das ganze Szenario in eine Stimmung irgendwo zwischen Legende und Letzter Wille. Sanfte Koto-Klänge treffen auf dramatische Trommeln, wenn die Action eskaliert – und genau das verleiht dem Spiel eine Art ruhige Erhabenheit, selbst wenn man gerade zum zehnten Mal von einem Dämon mit Tentakelgesicht aus dem Leben geklatscht wird.
Die Soundeffekte wiederum sind solide, aber nicht spektakulär. Treffer klingen wuchtig genug, um befriedigend zu sein, besonders wenn man mit Taketoras Fäusten arbeitet. Auch das Parieren hat einen angenehm klaren Klang, der fast schon süchtig macht, wenn man mal in den Flow kommt. Stimmen gibt es zwar auch, allerdings eher sparsam eingesetzt – und das ist vielleicht auch gut so. Die Figuren leben mehr durch ihre Animationen und Designs als durch gesprochene Dialoge.

Was ich persönlich mochte: Die Soundkulisse gibt der Welt eine gewisse Tiefe. In den ruhigen Momenten hört man das Zwitschern von Vögeln, das Knistern eines Lagerfeuers oder das entfernte Heulen eines Yokai. Kleine Sachen, klar – aber genau diese Details machen den Unterschied zwischen austauschbarem Roguelite und atmosphärischem Abenteuer.
Von Schwung bis Schwamm – das Steuerungskarussell
Kommen wir zum vielleicht größten Wackelkandidaten in Yasha Legends of the Demon Blade die Steuerung. Und ja, ich weiß, das ist in einem Action-Roguelite ungefähr so wichtig wie die Kupplung beim Autofahren – ohne läuft halt nix rund. Leider fühlt sich das ganze Handling manchmal an, als hätte jemand Butter auf die Tasten geschmiert. Gerade in brenzligen Situationen, wenn man ausweichen, kontern und zuschlagen will – also quasi immer – fehlt dieser letzte Tick an Präzision, den Spiele wie Hades oder Dead Cells so meisterhaft liefern.
Besonders auffällig ist das bei schnellen Charakteren wie Sara, die theoretisch blitzschnell durch Gegner rauschen könnte – wenn die Eingaben denn so direkt umgesetzt würden, wie man’s erwartet. Stattdessen gibt es kleine Verzögerungen, Bewegungen fühlen sich leicht verzögert oder einfach nicht ganz sauber an. Das ist kein Weltuntergang, aber eben auch nichts, was man bei einem Spiel mit Fokus auf Timing und Action einfach wegignorieren kann.

Ich hab mich oft dabei erwischt, wie ich mehr gegen die Steuerung gekämpft hab als gegen die Yokai selbst. Und das nervt. Denn das Spiel hat Potenzial – richtig viel sogar. Wenn die Steuerung flüssiger wäre, würde das Kampfsystem so richtig knallen. So bleibt es bei einem soliden Fundament, dem leider der Feinschliff fehlt. Was schade ist, weil der Rest des Spiels deutlich zeigt, wie viel Herzblut hier drinsteckt.
Ein Schritt nach dem anderen – und jeder fühlt sich verdient an
Trotz der schwammigen Steuerung schafft Yasha Legends of the Demon Blade etwas, das viele Roguelites nicht hinbekommen: Es lässt dich den Fortschritt wirklich spüren. Nicht im Sinne von du hast jetzt 3 Prozent mehr Angriff, sondern auf eine viel greifbarere Art. Jeder Run bringt dich weiter – sei es durch neue Waffen, durch freigeschaltete Upgrades oder einfach, weil du besser wirst. Das Spiel zwingt dich nicht zum Grinden, es belohnt dich fürs Lernen. Und das fühlt sich verdammt gut an.
Gerade wenn man nach mehreren Versuchen endlich einen schwierigen Boss legt oder ein neues Festival-Item freischaltet, macht sich dieses kleine Grinsen breit, das nur Spiele hinbekommen, die wissen, wie man Frust in Freude verwandelt. Es ist dieses klassische okay, ein Versuch noch-Gefühl, das dafür sorgt, dass aus einer halben Stunde Spielzeit plötzlich zwei werden. Und auch wenn man scheitert, denkt man sich selten das war unfair – meistens weiß man genau, was man falsch gemacht hat. Oder die Steuerung, aber lassen wir das.

Dazu kommt die angenehm dosierte Schwierigkeit. Yasha Legends of the Demon Blade ist fordernd, aber nicht grausam. Es testet deine Reflexe, deine Geduld und deinen Überblick, ohne dir gleich beim ersten Fehler den Spielstand in die Luft zu jagen. Gerade Einsteiger in das Genre könnten hier gut reinkommen, weil das Spiel zwar fordert, aber nie überfordert. Und das ist eine Kunst für sich.
Fazit mit Fächer und Faust
Yasha Legends of the Demon Blade ist so ein Spiel, das man eigentlich mögen will – und meistens auch tut. Es sieht fantastisch aus, hat Herz, Stil und genug eigene Ideen, um sich vom Roguelite-Einheitsbrei abzuheben. Das Setting ist charmant, die Charaktere bringen ordentlich Persönlichkeit mit und das ganze Dämonenfestival-Feeling hat seinen ganz eigenen Reiz. Es ist kein Genre-Revolutionär, aber es macht viele Dinge gut – und einige sogar richtig gut.
Die große Schwäche bleibt die Steuerung. In einem Spiel, das so stark auf schnelle Reaktionen und präzises Timing setzt, kann man das einfach nicht ignorieren. Man gewöhnt sich mit der Zeit ein bisschen dran, aber so richtig komfortabel wird’s nie. Das ist schade, weil dadurch gerade in den späteren Runs das Frustpotenzial unnötig steigt. Auch die Story ist mehr dekoratives Beiwerk als wirklich mitreißend – aber das verzeihe ich einem Spiel, das so viel über Atmosphäre und Gameplay punktet.
Unterm Strich bleibt ein schöner, leicht zugänglicher Roguelite-Ausflug ins dämonische Japan, der mit viel Stil, nettem Flow und cleverem Progressionssystem glänzt – aber eben auch mit ein paar technischen Stolpersteinen zu kämpfen hat. Wenn man darüber hinwegsehen kann, bekommt man ein Spiel, das zwar nicht perfekt ist, aber durchaus liebenswert. Yasha ist kein Meisterwerk – aber ein kleiner Geheimtipp mit Charme, Krallen und Kitsch. Und manchmal ist das genau das, was man braucht.